Mülheim. . In der Stadt Mülheim sind viele Aussichtspunkte zugewachsen. Am Ende der Delle verdecken etwa grüne Blätter den freien Blick auf die Ruhr und Broich. Das Grünflächenamt hat aber gerade andere Probleme, muss für Sicherheit in Parks und Wäldern sorgen.
„Man sieht nur noch wenig von unserer schönen Stadt, weil alles zugewachsen ist. Die Müga-Wege boten einmal herrliche Sichtachsen. Heute steht man dort fast immer vor grünen Wänden. Das ist doch schade“, sagt Bernd Lüllau. Der Dümptener ist häufig mit Bekannten und Freunden auf den Wegen der Landesgartenschau unterwegs. „Früher konnte man zwischen Styrumer Brücke und Bergstraße bis in die Innenstadt mit ihren Türmen und Hochhäusern sehen. Das geht heute selbst bei gutem Wetter kaum noch.“
In einem dieser Hochhäuser sitzt heute Sylvia Waage. Die heutige Leiterin des Grünflächenamtes hat vor 25 Jahren bereits damit begonnen, die Pläne der Landschaftsarchitekten Horst Wagenfeld und Wolfgang Mueller zu verwirklichen. „Wir haben damals teilweise extra sehr große Bäume gepflanzt, damit die Menschen die Gestaltung der Anlagen auch für die Zukunft erkennen konnten. Das hat auch der Rat so beschlossen“, erinnert sich die ehemalige Müga-Gestalterin. So sei eben auch vorgesehen gewesen, im lauten Hafenbereich mit dichtem Grünbewuchs den Lärm der Betriebe zu lindern.
Sitzbänke stehen vor grünen Wänden
Wer heute zwischen der blauen Brücke und der Bergstraße auf dem Styrumer Dammweg unterwegs ist, erkennt die Spuren der intensiven Nutzung und der Witterung. An einigen Stellen ist die Laufpiste ausgewachsen. Die Seitenfläche, einst kaum bewachsene, breite Rasenstreifen bis zu den alten Bahndammböschungen, sind inzwischen kaum noch als solche erkennbar. Sträucher und Bäume haben sich in 25 Jahren dort breit gemacht. Sie bieten guten Schallschutz. Die Sitzbänke stehen jetzt vor grünen Wänden. An einem Strauch haben Spaziergänger offensichtlich bereits selbst gesägt und eine Sichtlücke auf das Trinkwassergewinnungsgelände freigeschnitten. Erlaubt und fein sind solche Aktionen nicht.
„Nach dem Pfingstorkan mit den heftigen Baumverlusten sollten wir jetzt nicht noch mehr Bäume und Sträucher umlegen“, stellt Sylvia Waage klar. „Wir haben gerade andere Probleme, müssen für Sicherheit in Parks und Wäldern sorgen.“
Für die grüne Laubwand am Ende der Delle, getragen von Bäumen am alten Leinpfad, direkt am Ruhrufer, ist die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zuständig. Für diese Zeitung war dort gestern kein zuständiger Mitarbeiter erreichbar. Die müssten die Äste für den freien Blick nach Broich absägen lassen.
Bernd Lüllau tröstet das wenig. Er möchte Freunden mehr gute Perspektiven Mülheims zeigen. Er versteht aber auch die aktuellen Sorgen der Grünpfleger.