Mülheim. Mit verschiedenen Projekten möchte der Künstler Heiner Schmitz den Kontakt zwischen Mülheim und der palästinensischen Stadt Qalqiliya stärken. Auch setzt er sich für eine bessere Beziehung zwischen Qalqiliya und der israelischen Nachbarstadt Kfar Saba ein.

Es ist die Stadt im Westjordanland, die „am meisten gebeutelt wird“ – so bezeichnet Heiner Schmitz von der Künstlergruppe „AnDer“ das palästinensische Qalqiliya. Der ehemalige Professor der Fachhochschule Dortmund besucht die Stadt an der Grünen Linie jährlich – und spürt die Abschottung von Israel dort besonders stark. „Die Mauer“, so Schmitz, „umschließt Qalqiliya wie ein Gefängnis.“

In dieses Gefängnis möchte Schmitz ein wenig Licht bringen. „Ich möchte die Menschen verbinden“, sagt er – zum einen mit Mülheim, zum anderen mit der israelischen Stadt Kfar Saba, Nachbarstadt von Qalqiliya und eine von Mülheims sechs Partnerstädten. Politische Ambitionen verfolgt Schmitz dabei weniger, auch wenn er hofft, „vielleicht an einer Veränderung vor Ort mitwirken zu können“. Vor allem aber geht es ihm um die menschlichen Kontakte.

Kooperation mit Evangelischem Krankenhaus

Den Kontakt zu Israel und Palästina pflegt Schmitz seit er 1997 im Rahmen eines Praxissemesters in den Nahen Osten reiste, um Fotos für einen Bildband zum Thema Wasser und Trockenheit zu schießen. Jetzt ist er aktiv im Mülheimer „Arbeitskreis Qalqiliya“ und setzt sich unter anderem dafür ein, dass palästinensische Ärzte die Möglichkeit bekommen, im Evangelischen Krankenhaus Mülheim zu hospitieren.

Auch ist Schmitz mit dem Krankenhaus im Gespräch, um ausgemusterte medizinische Geräte nach Qalqiliya zu bringen. „Die Geräte, die hier ersetzt werden müssen, sind für Qalqiliya neue Technik“, sagt Schmitz. Würde man die Geräte direkt ins Westjordanland schicken, gingen sie jedoch „im Müll der Behörden unter“, wie Schmitz es formuliert. Seine Idee ist deshalb, die Geräte erst nach Kfar Saba zu importieren und darauf zu hoffen, dass diese von israelischen Hilfskräften über die Grenze gebracht werden können. Zwei verfeindete Länder sollen sich helfen?

"Bürgermeister würde sich über Kontakt freuen"

„Qalqiliya und Kfar Saba hatten eigentlich immer einen guten Kontakt“, erklärt Schmitz. Aufgrund der wieder entflammten Konflikte zwischen Israel und Palästina seien die Beziehungen jedoch auf Eis gelegt. In Qalqiliya aber wandere man nicht zwingend auf einem politischen Pfad mit der Regierung.

„Der Bürgermeister von Kfar Saba würde sich deswegen sogar freuen, wenn wieder Kontakt bestünde“, erzählt Schmitz, der selbst im Gespräch mit der dortigen Stadtverwaltung steht. Erst recht wäre die Freude groß, da die Israelis Qalqiliya als Mekka der Landwirtschaft schätzen. „Die Israelis kaufen dort gerne ein“, sagt Schmitz. „Denn dort gibt es das beste Gemüse in ganz Palästina.“

Zu Besuch in einem fortschrittlichen Kindergarten 

Eine andere herausragende Seite von Qalqiliya hat Heiner Schmitz bei einem Besuch in einem Kindergarten kennengelernt: Fröhliche Atmosphäre, moderne Architektur und Ausstattung mit Computern: „So hatte ich mir einen Kindergarten in Qalqiliya nicht vorgestellt“, erzählt Schmitz. „Auf so eine Einrichtung wären wir auch in Deutschland stolz.“ Ein Austausch mit einer Mülheimer Kita wäre da etwas Schönes, dachte sich der Künstler.

Also ging Schmitz auf die Suche nach einem aufgeschlossenen Erzieherteam in Mülheim. Fündig wurde er in der Styrumer Kita „Karlchen“. Der erste internationale Briefaustausch zwischen Kindern aus Qalqiliya und Styrum fand bereits statt. Und was bei den Kitas geklappt hat, soll jetzt auch auf der schulischen Ebene klappen.

Suche nach Interessierten für eine Brieffreundschaft

„Nur ist das sehr schwer“, betont Schmitz – und das nicht, weil sich die palästinensische Regierung querstellt. Zwar sei es in Palästina ein langer bürokratischer Weg zur Genehmigung einer Brieffreundschaft gewesen. „Erst mussten die palästinensischen Behörden das Okay geben. Das hat sich über Monate hingezogen“, so Schmitz. Aber eine Erlaubnis bestehe inzwischen. „Im Frühjahr habe ich ganz unerwartet Bescheid bekommen.“

Viel mehr, so Schmitz, seien die deutschen Schulen das Hindernis: „Ich habe bisher 22 Schulen in Mülheim angeschrieben“, sagt Schmitz. „Aber keine hat sich bis jetzt bereit erklärt.“

Deswegen sucht Schmitz weiter nach Schulen, die daran interessiert wären eine Brieffreundschaft mit einer Schule aus Qalqiliya aufzubauen. Kontakt lässt sich mit ihm über die E-Mail Adresse schmitz@fh-dortmund.de aufnehmen.