Mülheim. Der Mülheimer Verein fungiert als Brücke zwischen Ausländeramt und Flüchtlingen. Eingereiste mit Problemen erhalten vom Rat persönliche Beratung. Vielen Menschen konnte der Verein bereits helfen, aber kaum junge Leute interessieren sich für das Ehrenamt. Eine lange Einarbeitungszeit als möglicher Grund?

Die Flüchtlingshilfe in Mülheim boomt. Viele Leute engagieren sich ehrenamtlich und Initiativen wie „Willkommen in Mülheim“ finden immer mehr Unterstützer. Nahe liegen würde da, wenn von einem solchen Aufwind in Sachen Ehrenamt auch die Vereine profitieren, die sich Hilfeleistungen für Flüchtlingen seit Jahrzehnten zur Hauptaufgabe machen.

Der Mülheimer Flüchtlingsrat aber findet keine neuen Mitglieder, sein Bestehen ist gar gefährdet, wenn sich kein Nachwuchs findet, sagt Ratsmitglied Werner Helmich.

Brückenfunktion zwischen den Flüchtlingen und der Stadt

„Ich kann gut verstehen, dass sich junge Leute nicht um die Arbeit reißen“, gibt Helmich zu. „Denn für unsere Aufgabe ist eine längere Einarbeitungszeit nötig“. Für eine persönliche Beratung können Asylbewerber zum Flüchtlingsrat kommen. Oft haben sie dabei Probleme, die ihre Aufenthaltsgenehmigung betreffen. Wer beim Verein aktiv ist, sollte deswegen vertraut mit dem Ausländer- und Sozialgesetz sein und sich genau auskennen im bürokratischen Zwirn des Asylverfahrens.

Hat der Rat das Problem mit dem Flüchtling erörtert, versucht er mit dem Ausländeramt in Kontakt zu treten, um über die Situation des Flüchtlings aufzuklären oder ihn mit dem zuständigen Sachbearbeiter in Verbindung zu setzten. „Wir haben eine Art Brückenfunktion zwischen den Flüchtlingen und der Stadt. Die Zusammenarbeit mit dem Ausländeramt ist wirklich gut“, erklärt Werner Helmich.

Hilfe über die Ausreise hinaus

Ob bei einem Asylantrag positiv entschieden wird, beschließt der Bund. „Die Ausländerbehörde kann entscheiden, wie mit Abschiebungshindernissen umgegangen wird“, erklärt Ingrid Just vom Flüchtlingsrat. Das heißt: Ist der Flüchtling in einem Zustand, der das Reisen für ihn problematisch macht, kann er länger in Deutschland geduldet werden. Oft kenne der Betroffene seine Möglichkeiten aber nicht. Das Ausländeramt wiederum wisse vermutlich nicht, ob bei dem Flüchtling ein Abschiebungshindernis besteht.

Kontakt und mehr Informationen zum Flüchtlingsrat

Jeden zweiten Mittwoch im Monat trifft sich der Flüchtlingsrat im Martin-Luther-Haus am Hagdorn 1 um 20 Uhr. Das nächste Treffen ist am 15. Oktober, das übernächste ist für den 29. Oktober geplant. Flüchtlinge können an den jeweiligen Terminen zur persönlichen Beratung kommen.

Kontakt zum Flüchtlingsrat lässt sich über Ingrid Just aufnehmen: telefonisch unter 0203/7399356 oder per E-Mail unter ingjust@arcor.de

Gegründet hat sich der Verein im Februar 1985. Er finanziert sich durch Spenden.

Hier wird der Flüchtlingsrat aktiv, der vor dem Amt als Fürsprecher des Flüchtlings auftritt. Er kennt die Lebenssituationen der Menschen meist genau und hat „ihre Hintergründe ausgeleuchtet“, wie Werner Helmich es formuliert.

„Aktuell betreuen wir viele Roma-Familien aus Mazedonien und Serbien“, sagt Helmich. „Darunter sind viele strebsame junge Leute, die gute Schulabschlüsse machen.“ Nur am Ende, so Helmich, „laufen die immer gegen die Wand.“ Denn Roma haben es in Deutschland sehr schwer, findet er. „Die Stimmung ist nicht sehr romafreundlich“.

Noch weitaus weniger allerdings werden die Roma in ihren Heimatländern geduldet. Aber selbst wenn jemand dorthin zurück muss, ist die Arbeit vom Flüchtlingsrat noch nicht vorbei. „Wir betreuen auch Leute, nachdem sie ausgereist sind“, erzählt Helmich. Zurzeit unterstützt der Rat ein älteres Ehepaar, das zurück nach Bosnien musste. Die Senioren erhalten Medikamente und finanzielle Hilfe.