Mülheim. . Genau 142 Tempo-30-Zonen gibt es in Mülheim, und für eine weitere sieht die Straßenverkehrsbehörde derzeit keinen Bedarf – auch nicht an der Fischenbeck. Deren Anwohner klagen seit längerem über Raser. Erste Geschwindigkeitsmessungen bestätigten dies jedoch nicht.

Frisch sanierte Straßen sind eher selten Grund für Beschwerden. Doch seit die Schlaglöcher an der Fischenbeck in Holthausen verschwunden sind, klagen Anwohner dort über Raser. Jetzt wenden sie sich in einem offenen Brief an die Straßenverkehrsbehörde. Deren Mitarbeiter warten zwar noch auf Ergebnisse einer Geschwindigkeitsmessung, erwarten aber keinen Handlungsbedarf.

Elf Familien haben den von Werner Wicher verfassten Brief unterschrieben. Darin ist von „Autos und Motorrädern“ zu lesen, die „rücksichtslos mit zu hoher Geschwindigkeit“ unterwegs sind – „selbst in unübersichtlichen Kurven“. Im persönlichen Gespräch berichtet Werner Wicher von „Stress-Situationen“, wenn sich zwei Autos auf der engen Straße entgegenkommen und „in letzter Sekunde bremsen“. Nicht nur Eltern seien besorgt. „Einige Autofahrer schießen hier vorbei, die sind deutlich schneller als 50. Dabei“, findet der Anwohner, „ist die Straße nicht mal für 50 geeignet.“ Die Nachbarn setzen sich für Tempo 30 auf der gesamten Straße ein.

Damit stoßen sie bei Peter Roedel, Leiter der Verkehrsbehörde im Ordnungsamt, auf wenig Begeisterung. Die Beschwerden über Raser haben ihn und sein Team bereits erreicht. Das Ordnungsamt rückte daraufhin mit einem Radargerät an, maß aber „so gut wie keine Überschreitungen“. Derzeit wartet Peter Roedel noch auf die Ergebnisse einer Fünf-Tage-Messung, die die Bezirksvertretung anordnete. Bis vergangenen Freitag stand ein Gerät an der Straße, die vom Rumbachtal hoch zur Essener Straße führt. Im Laufe dieser Woche hofft Roedel nun objektive Zahlen zum subjektiven Erleben der Anwohner zu haben, glaubt aber nicht, dass es die Ergebnisse anschließend ein Handeln nötig machen.

Auf Kreisstraßen ist Tempo 50 vorgesehen

Abschnitte, in denen nur 30 gefahren werden darf, gibt es an der Fischenbeck bereits: Einer ist eine Kurve, deren Winkel laut Roedel Tempo 50 nicht zulässt. Ein anderer ist in der Nähe eines Kindergartens. Ein durchgängiges Tempo 30 lehnt der Behördenleiter allerdings mit Verweis auf die Klassifizierung der Straße ab: Die Fischenbeck gehört mit einer Reihe anderer Straßen – wie dem Steinknappen, der Holthauser Höfe, der Straße An der Seilfahrt und der Nordstraße – zu einer Kreisstraße (K7), die sich bis Styrum erstreckt. Und auf Kreisstraßen ist bis auf Ausnahmen (etwa im Bereich von Schulen etc.) Tempo 50 vorgesehen. Zudem könne man nie nur eine Teil-Straße betrachten, sondern nur die K7 insgesamt. Würde man an einer Stelle das Tempo drosseln, „könnten die anderen klagen“, sagt Peter Roedel und verweist auf einen entsprechenden Prozess, den die Stadt 1983 verloren hat.

142 Tempo-30-Zonen gibt es laut Peter Roedel in Mülheim, weitere sind nicht geplant. Denn: „Die kann man nur einrichten, wenn es leistungsfähige Straßen gibt, die etwa den Schwerlastverkehr aufnehmen.“ Nun ist die Fischenbeck für Lkw über 5,5 Tonnen gesperrt, doch hat die K7 ausdrücklich die Aufgabe, „Verkehrsaufkommen aufzunehmen“. Immerhin sei sie die Verbindung von B1 und Mendener Straße. Aus Sicht der Straßenverkehrsbehörde bleibe deshalb am besten alles, wie es ist.