Mülheim. Seit einer Woche probt die Rentner-Gang vom Affentheater für die Premiere in der Stadthalle. An vier September-Abenden gibt’s dort “Männer ohne Nerven“. Viel verrät Uwe Lyko / Herbert Knebel noch nicht: “Wir unterhalten uns über die schönen Zeiten in der Eisdiele. Und wir spielen Stadt-Land-Fluss.“
Es muss das Alter sein: Uwe Lyko und Herbert Knebel werden sich immer ähnlicher. Der eine sagt, „in einer Viertelstunde muss ich los“ – und es ist immer noch Uwe Lyko, der nachschiebt: „Ich hab nämlich Rücken.“ Muss man verstehen. Der Frühpensionärs-Darsteller hat nämlich nicht nur einen beinharten Job; er wird in genau fünf Wochen auch 60. Aber vorher steigt noch – vom 11. bis 14. September an vier Abenden in Folge – die Premiere des neuen Affentheater-Programms in der Mülheimer Stadthalle. Der Titel: „Männer ohne Nerven.“
Nach ihrem Nervenverschleiß darf man Pichel, Ostermann und den Trainer aber nicht fragen, dann backen sie ganz kleine Gemeinplätzchen. „Mittendrin ist immer eine anstrengende Phase“, philosophiert Bassist Martin „Pichel“ Breuer – und Schlagwerker Detlef „Trainer“ Hinze assistiert tiefsinnig: „Wir stricken halt noch.“ Und zwar seit einer Woche im kleinen Tender-Saal des Ringlokschuppens. Allein die Bühne in der edlen Stadthalle wird fast doppelt so groß sein. Aber hier schrauben Knebel und Co., unterstützt von Autor und Ur-Affentheatraliker Sigi Domke, am neuen Programm „ohne Nerven“. Das muss dann wieder ein paar Jahre halten.
"Der letzte macht dat Licht aus"
Zweieinhalb Jahre vergingen von der Premiere ihres Jubiläumsprogramms „Der Letzte macht dat Licht aus“ bis zum letzten Auftritt. „Ich fand’s immer noch gut“, meint Gitarrist Georg „Ozzi“ Göbel-Jakobi. „Vielleicht spielen wir’s ja wieder“, lästert – ja wer? Lyko oder Knebel, „genau wie . . .“ und dann fallen ein paar Namen bundesweit bekannter Comedians. „Man braucht nur neue Plakate.“
Das neue „Männer ohne Nerven“-Plakat ist allerdings besonders gelungen: Es zeigt Knebel und Konsorten mit Kniffte, Thermoskanne und Henkelmann, auf einem frei schwebenden Stahlträger – wie das berühmte Foto der schwindelfreien indianischen Bauarbeiter vor dem Skelett eines New Yorker Wolkenkratzers. Wer braucht bei solcher Werbung noch ein neues Programm?
Das bisschen was Uwe Lyko (ist er’s überhaupt, wenn er die kiloschwere Bakelit-Brille abnimmt – oder ist’s doch Herbert Knebel?) vorab verrät, klingt schon rentner-nostalgisch nach vertrautem Affentheater: „Wir unterhalten uns über die schönen Zeiten in der Eisdiele, in der damals die einzige Jukebox stand. Und wir spielen Stadt-Land-Fluss.“ Der trommelnde Trainer werde sich dabei „als absolute Granate“ entpuppen.
Die Leute sollen denken, die Band würde improvisieren
Improvisiert wird übrigens nicht – jedenfalls nie zum Tournee-Start. „Das kann auch nicht jeder wie Helge (Schneider)“, räumt Uwe Lyko neidlos ein, „sich erst abends zu überlegen: Was mach’ ich denn gleich?“ Bassmann Martin Breuer weiß: „Unsere Stärke ist, dass die Leute denken, wir improvisieren.“
Von wegen spontaner Klamauk – oder womöglich Ablachen auf der Probenbühne. „Heute hatten wir Krisentag“, sagt der noch 59-jährige Chef der Rentnergang. Dann fragen sich alle nach dem xten Durchlauf: „Ist das jetzt witzig oder nicht?“, bohrt Ozzi demonstrativ innig in der Nase, zupft der Trainer verlegen an den Hosenträgern.
Auf zum Osteopathen
Nein, der Humor beweist sich erst beim Volk vor der Bühne: „Und das hat mit dem Ort nichts zu tun“, betont Lyko/Knebel. „In Erfurt und Leipzig wurden wir abgefeiert.“ Und dann erzählt er mit masochistischem Eifer von jenem Neusser Abonnenten-Publikum, das fest auf seinen Händen saß. „So schnell waren wir noch nie auf der Bahn nach Hause.“ Aus so einem Flop ließe sich doch eine affenstarke Nummer schreiben? „Ich sach’ Sie!“ – aber Lyko muss los, zum Osteopathen.