Mülheimer. . Zum 18. Mal fand am Wochenende das Drachenbootrennen auf der Ruhr statt. Die Veranstalter, darunter die MST, waren mit der Resonanz hoch zufrieden. Am Abend gab es unter anderem ein Höhenfeuerwerk. Beim politischen Rennen besiegte die SPD die Piraten.
Mülheimer können manchmal ganz schön verrückt sein. Dann gehen sie etwa mit lila Perücken und Feenkleidchen in die Ruhr. Oder im Hühnerkostüm. Das Drachenboot-Festival ist wieder einmal eine vergnügliche ‘Ausrede’ zwischen Wettkampf und Weizenbier den ganz privaten Wahnsinn zu pflegen. Am Samstag und Sonntag haben Feen, Hühner und Piraten zum 18. Mal das Paddel ergriffen.
Neu unter den Spaß-Paddlern ist Daniela Strüngmann von der Kita „Abenteuerland“ auf der Heimaterde. Die aber gibt sich selbstbewusst und kampfeslustig: „Der Gänsereiter ist ja ein Symbol in unserem Stadtteil, jetzt wollen wir zeigen, das Leute von der Heimaterde auch Drachen zähmen können.“ Die Motivation stimmt also – wie bei allen der gut 100 Mannschaften. Ob die „Umschulung“ erfolgreich verläuft, muss sich allerdings noch zeigen.
Teamgeist gestärkt
Vorne im Boot wird getrommelt, hinten peitscht der Steuermann den Takt ein – nur verbal natürlich. Aber „Veteraninnen“ wie Hannelore Kremer wissen längst, worauf es auch noch ankommt: „Auf den Rhythmus des Vordermanns achten“, verrät sie, sonst gerät das Boot aus dem Takt. Und das richtige Paddel nehmen. Jürgen Teschke, Vorsitzender der DJK Ruhrwacht und Mit-Organisator des Drachenboot-Festivals, führt die Unterschiede zwischen den Arbeitsgeräten gleich mal vor: Einsteiger verwenden das spürbar schwere Plastik-Paddel, weil das jeder Teilnehmer zur Verfügung gestellt bekommt. Am besten fährt man aber mit der federleichten Karbon-Variante, „bei der Griff und Paddelfläche verdreht sind, damit der Arm am Griff gerade bleibt und nicht so schnell müde wird“.
Acht Mal hat Kremer bereits unter der Flagge der „Steuerdrachen“ mitgemacht: „Es macht unheimlich viel Spaß. Außerdem wird der Teamgeist zwischen Kollegen und unseren Mandanten noch gestärkt, wenn man auch wortwörtlich in einem Boot sitzt“, stellt Kremer fest. Einige Pokale kann die Steuerberaterin und das Team ebenfalls ihr eigen nennen. Was will man mehr?
Festival ist die ideale Veranstaltung für das Schulprojekt "Bewegungs-Art"
Anderswo interessieren sich Fotograf Lubo Laco und Otto-Pankok-Schülerin Semah (19) hingegen weniger für die Gewinner als vielmehr, was sie bewegt – im wörtlichen und symbolischen Sinn: „Wir nehmen mit der Kamera körperliche Bewegung der Paddler unter die Lupe, aber auch die Emotionen bei den Schlachtrufen“, erzählt Laco. Das Festival ist eine ideale Veranstaltung für das noch junge Schulprojekt „Bewegungs-Art“ am OP.
Kameras spielen inzwischen auch für das Festival eine entscheidende Rolle, denn trotz hohen Spaßfaktors wird es ganz ernst, wenn es auf die Zielgerade zugeht. „Vor zwei Jahren haben wir auf Kamera und Computer umgestellt. Denn davor gab es hin und wieder Diskussionen um Zeiten und Plätze“, erzählt DJK-Mann Teschke.
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„Ready – Aaattention – Go!“ Wenn kurz hinter der Eisenbahnbrücke der Startschuss fällt, fängt gut 250 Meter weiter Richtung Schloßbrücke ein Computer an zu zählen. Hinter dem Rechner sitzt aber immer noch ein Mitglied der Ruhrwacht, der eine Kamera auslöst, sobald die Boote über die Ziellinie schießen. Aus den vielen Bildern errechnet der Computer dann die Zeiten und Plätze – ganz objektiv.
Alles kann die Technik zum Glück nicht regeln: Mehr als 100 Ehrenamtliche stellt deshalb allein die DJK Ruhrwacht, dazu kommen weitere freiwillige Helfer etwa des DRK und DLRG, gut 50 Männer und Frauen, die zu Land und zu Wasser im Einsatz sind. „Vor etwa zwei Jahren ist ein Boot mit 20 Mann beim Verfolgungsrennen gekentert“, erinnert sich Wolfgang Neuhs vom DLRG, „da mussten wir schnell handeln.“