Mülheim. Das Preistief von heimischen Obst und Gemüse bekommen die Wochenmärkte in Mülheim noch nicht zu spüren. Aber das könnte sich bald ändern.
„Drei und Drei sind Fünf, das wissen Sie doch“. Martin Puntsmann grinst, als er einem Stammkunden seine Zwetschgen und Kartoffeln für einen besonders günstigen Preis verkauft. Der Markthändler kann großzügig sein. Den durch gute Ernten und das russische Handelsembargo bedingten Preissturz bei vielen Obst- und Gemüsesorten hat er nicht zu spüren bekommen. „Die Preise sind stabil“, sagt Puntsmann. „Gibt es Preisschwankungen, sind die nicht größer als sonst auch.“ Einzig die Äpfelpreise sollen stark gesunken sein, ergänzt Kollegin Angelika Scheidtsteger. „Das liegt aber vor allem an der guten Ernte und nicht an dem Russland-Boykott“, so die Händlerin.
Auch den Marktkunden vom Wochenmarkt an der Schloßstraße sind keine Billigpreise aufgefallen. „Soweit ich das beurteilen kann, haben sich die Preise nicht geändert“, berichtet Kundin Barbara Berger. Dabei würde die Mülheimerin bei einem Preistief sicher viel stärker zuschlagen. „Ein günstigerer Preis wäre schön. Schließlich ist es auf dem Markt generell sehr, sehr teuer“, sagt sie. Marktkundin Charlotte Kirchner sieht das ähnlich, ergänzt aber: „Selbst im Supermarkt sind die Preise nicht gefallen.“
Heinz Wilhelm Paschmann würde das verneinen. „Die Erzeuger ignorieren schlichtweg die Marktentwicklung und die Beschaffungspreise“, meint der Discount-Betreiber zu der Preisstagnation auf dem Wochenmärkten.
Warum die Ernten so ausgiebig sind
Für die Apfelernte sind die derzeitigen Wetterbedingungen perfekt: kühle Nächte, tagsüber viel Licht.
Die Kartoffelernte beginnt jetzt erst, aber im Frühjahr gab es aufgrund milder Temperaturen optimale Bedingungen für Massenanbau und Wachstum. Deswegen erwarten die Bauern einen Überschuss bei der Ernte.
Laut dem Unternehmer gäbe es einen solchen Überschuss, „dass der Wochenmarkt die Waren viel billiger anbieten müsste“. Er selbst habe mit erheblichen Preissenkungen auf die aktuellen Entwicklungen reagiert.
Preisfall nur eine Frage der Zeit?
Jasmin Haverbeck von der Kreisbauernschaft Ruhrgroßstädte dagegen meint, dass über den langen Zeitraum auch die Markstände den Preisfall zu spüren bekommen werden. „Der Preissturz bei heimischen Waren ist eine sehr junge Entwicklung“, erklärt Haverbeck. Bei vielen Gemüse- und Obstsorten stehe die Ernte erst noch bevor, wie etwa bei Kartoffeln, Sellerie, Lauch oder Wirsing. „Wenn diese Produkte auf dem Markt kommen, wird ein großer Überschuss da sein. Dann wird es spannend, auch für die Märkte in Mülheim.“