Mülheim. Am Morgen eines jeden Werktages setzt sich die Fahrradflotte der Deutschen Post in Bewegung; auch in Mülheim wird mit dem Rad zugestellt. Täglich bringen über 60 Boten ihre Post auf zwei Rädern zum Kunden. Theoretisch umrunden die Briefträger dabei jährlich siebenmal die Erde. Gut für die Ökobilanz.
Sie sind so gelb und so eifrig wie die Bienchen und schwärmen ebenso Tag für Tag brav aus: die Postboten. An sechs Tagen in der Woche sammeln sie am frühen Morgen am Stützpunkt – zum Beispiel der Mülheimer Hauptpost – ihre Briefe ein und machen sich auf den Weg. Wer in der Innenstadt unterwegs ist, hat rund 1500 Sendungen zuzustellen, wer außerhalb arbeitet, einige weniger. An speziellen Ablagestellen – grauen Kästen, die zuvor vom Fahrdienst bestückt wurden – wird zwischenzeitlich nachgeladen. Es sind etliche Kilos, die die Briefträger schleppen müssen, und so fahren viele von ihnen gern Rad. Allein in Mülheim steuern über 60 Zusteller die Kunden auf zwei Rädern an.
Die Post hat dazu jetzt Zahlen vorgelegt: Die Mülheimer Briefträger, so heißt es, legten jährlich eine Strecke von über 300.000 Kilometern zurück. Theoretisch also umrundeten sie in zwölf Monaten gut siebenmal die Erde. Eine nicht nur in sportlicher Hinsicht bemerkenswerte Leistung, sondern auch in ökologischer: Laut Post sparen die radelnden Zusteller allein in Mülheim 46 Tonnen CO2 gegenüber jenen Kollegen ein, die die Arbeit mit dem Auto erledigen.
„E-Trikes“ erleichtern den Zustellern die Arbeit enorm
Ganz auf einen Motor verzichten aber möchten auch etliche Zusteller nicht mehr. Längst hat die Post deshalb „E-Bikes“ als Alternative zum herkömmlichen Drahtesel im Angebot, und seit anderthalb Jahren auch „E-Trikes“ mit drei Rädern. Die seien beliebt, sagt Dieter Pietruck, Sprecher der Post: „Es gibt zwar immer noch Kollegen, die ganz klassisch unterwegs sind – doch die E-Trikes erleichtern unseren Leuten die Arbeit enorm.“ So seien die Zusteller nach steilen Anstiegen weniger erschöpft, „und sie können sich besser auf ihr Kerngeschäft konzentrieren“. Es sei erwiesen, dass die Zustellfehler seit Einführung der elektrisch betriebenen Räder zurückgegangen seien.
Öko-Kooperation mit der Technischen Uni Aachen
Die Investitionen in alternative Antriebe sind Teil des Post-Umweltschutzprogramms „Go Green“. Der Konzern möchte seine Emissionen bis 2020 um 30 Prozent reduzieren – gegenüber 2007. Ende 2013 sei man bereits bei einem Minus von 18 Prozent angelangt, heißt es.
Zu diesem Zweck lässt sich die Post von der Technischen Hochschule Aachen aktuell spezielle Elektroautos und -fahrräder entwickeln, so Pietruck.
Da die Postboten bei jedem Wetter radeln, stellt der Arbeitgeber unterschiedlichste Kleidung bereit. Selbst eine Art Schneekette für die Schuhe ist dabei, so Pietruck. Auch um das Fortbewegungsmittel kümmere man sich anständig: „Einmal jährlich werden die Räder gewartet und falls zwischendurch eine Reparatur nötig wird, kommen die Techniker auch raus.“ Unfälle mit dem Rad gebe es übrigens eher selten, „und von Schwerverletzten habe ich noch nie etwas gehört“.
Die Post ist Deutschlands größter Fahrradhalter – kein Wunder bei bundesweit 15.800 radelnden Zustellern. Sie alle sind geschult im Umgang mit den massiven Rädern, deren Rahmen so verstärkt ist, dass er Bote plus 50 Kilo Post locker wegstecken kann. Nur die Reifen, die machen manchmal schlapp: In Mülheim werden jährlich rund 90 Reifen verschlissen, sagt Pietruck.