Mülheim. . Karriere im Einzelhandel: Michael Bartels und Marco Hüßelmann hatten das eigentlich nie im Sinn. Jetzt leiten sie gemeinsam einen Lebensmittelmarkt – und sind gerade mal Mitte 20. Am Ende der Karriereleiter sind sie noch nicht, denn abends geht’s wieder auf die “Schulbank“.
Eine Karriere im Einzelhandel? Zu Schulzeiten hätten Michael Bartels (25) und Marco Hüßelmann (26) sich das nicht vorstellen können. Bartels, der das Wirtschaftsgymnasium Lehnerstraße besuchte, strebte ein duales Studium zum Wirtschaftsinformatiker an. Hüßelmann, Schüler der Gesamtschule Saarn, bewarb sich für eine Schreinerlehre. Doch es kam anders . . .
„Das Schreinern gefiel mir nicht, beim Arbeitsamt riet man mir, es mal mit dem Einzelhandel zu probieren. Eigentlich nicht so mein Ding. Ich habe dann aber ein zweimonatiges Praktikum im Rewe-Markt an der Essener Straße absolviert, es machte Spaß, am Ende bot mir Inhaber Kai Scholand einen Ausbildungsplatz an“, berichtet Marco Hüßelmann. Kollege Bartels hatte im selben Markt einen Mini-Job. „Das Angebot, dort eine Ausbildung zu absolvieren, habe ich zunächst abgelehnt, ich wollte ja dual studieren. Als es mit der IT-Firma nicht klappte und Rewe mir eine verkürzte kaufmännische Ausbildung anbot, habe ich dann doch zugesagt“, erinnert er sich.
Die Entscheidung für diese Branche hat sich für beide Männer ausgezahlt, sie leiten nun gemeinsam den neuen Rewe-Markt an der Uhlandstraße. Was ungewöhnlich ist. „Normalerweise kommt man in eine solche Position erst, wenn man so um die 40 ist“, wissen die zwei jungen Chefs. Ihr Glück: Inhaber Kai Scholand „steht auf die Jugend“ und setzt darauf, Mitarbeiter, die er selber ausgebildet hat, zu Führungskräften zu entwickeln.
Supermarkt bietet auch vegane Produkte
Nach der Übernahme ging es für Hüßelmann und Bartels daher relativ schnell weiter nach oben: Abteilungsleiter, 3. Kraft im Laden, stellvertretender Marktleiter - und jetzt Marktchef. Im Führungsseminar haben sie sich auf die neue Aufgabe vorbereitet. Ein Leitsatz des Duos: „Die Mitarbeiter sollen gerne zur Arbeit kommen, nur dann können sie auch die Kunden glücklich machen.“
Und: „Mitarbeiter sollen auch ihren eigenen Kopf und ihre eigenen Ideen haben.“ Für die Kunden gilt: Sie sollen ganz besonders freundlich behandelt werden. Gut an ihrem neuen Jon finden die zwei die „Vielzahl der Aufgaben“. Man müsse sich gut organisieren, spontan reagieren, das Ganze dabei immer im Blick halten. Und sich auf die Kundschaft einlassen. Genau beobachten wollen Bartels/Hüßelmann auch, wer in den neuen Supermarkt kommt und ob im multikulturellen Eppinghofen nicht das Sortiment internationaler sein sollte. Eine Besonderheit gibt es schon: ein großes Regal mit veganen Produkten - darunter auch Tiefkühlware und Eis. Bartels ist selber Veganer.
Langfristig könnte es für die jungen Männer weitere Ziele geben: Hüßelmann bildet sich nebenbei zum Handelsfachwirt (IHK) weiter, Bartels studiert abends Business Administration (FOM). Denn: Warum nicht irgendwann mal einen eigenen Markt eröffnen?