Mülheim. . Die Idee, dass die Stadt Mülheim durch Mietzusagen Investoren für den Neubau am Kaufhof-Standort lockt, hat die Stadt nun ad acta gelegt. Denn Gutachter sind zum Schluss gekommen, dass sich die Idee nicht lohnt. Die Mieten-Krise in der Innenstadt ist als Ursache für das Scheitern ausgemacht.

Sollte die Bewerbung um die Ansiedlung der Sparkassen-Akademie am Kaufhof-Standort nicht ziehen, steht Mülheim in der zentralen Innenstadtfrage weiter ohne Lösungsansatz da. Wie jetzt bekannt wurde, lässt sich ein Szenario der Ruhrbania-Gesellschaft, das Investoren mit langfristigen Mietzusagen publikumsstarker städtischer Einrichtungen locken sollte, nicht rechnen. Dafür sind offenbar die Mieten, die in der City noch zu erzielen sind, zu sehr im Keller.

Wie berichtet, hatte die Ruhrbania-Gesellschaft unter Hinzuziehung externen Sachverstands ein städtisches Engagement auf dem Kaufhof-Areal durchrechnen lassen. Die Basisüberlegung dabei: Die Stadt gibt einem möglichen Investor eine langfristige Mietgarantie für publikumsträchtige Einrichtungen wie das Bürgeramt, das MVG-Kundencenter, die Tourist-Info (rund 400.000 Euro Jahresmiete). Sie bietet also für andere mögliche Mieter aus Gastronomie und Einzelhandel Frequenz, dazu dem Investor die Sicherheit, einen Teil des neuen Gebäudes sicher vermietet zu haben.

PricewaterhouseCoopers als externen Sachverstand eingeschaltet

Die Ruhrbania-Gesellschaft hatte für diese Überlegungen ein Architekturbüro neue Gebäude mit gewünschter Sichtachse von der Schloßstraße zur Promenade am Hafenbecken entwerfen lassen, später rechneten Experten von PricewaterhouseCoopers (PwC) das mögliche Finanzierungsmodell eines Investors durch. Das ernüchternde Ergebnis bekamen unlängst die Aufsichtsräte der städtischen Beteiligungsholding präsentiert: Bei allem guten Willen wird die Stadt keinen Projektentwickler an den Standort locken können.

Denn der Marktpreis für das Kaufhof-Areal, zu dem ein Investor anbeißen würde, soll um reichlich Millionen Euro von den Kaufpreisvorstellungen von Kaufhof-Eigentümer Jochen Hoffmeister entfernt liegen. Hoffmeister soll gut 7 Mio. Euro fordern, gar von bis zu 9 Mio. Euro ist manchmal die Rede. Dem gegenüber soll ein Marktpreis errechnet worden sein, der im besten Fall „und mit viel Liebe“ von knapp 2 Mio. Euro ausgeht. Dabei soll schon eine üppige Landesförderung für den Kaufhof-Abriss berücksichtigt worden sein.

Mietniveau in der Innenstadt mittlerweile zu schwach

Aber selbst damit rechnet sich das Modell dem Vernehmen nach nicht. Das Delta zwischen Marktpreis und Eigentümer-Forderung dürfte kaum wegzuverhandeln sein. Wie diese Zeitung aus informierten Kreisen erfuhr, machen Verantwortliche bei der Stadt das unerfreuliche Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsberechnung daran fest, dass am Kaufhof-Standort bei Weitem nicht mehr die Mieten zu erzielen sind, die einer Innenstadtlage und damit auch einer millionenschweren Investition gerecht würden.

Laut Grundstücksbörse Ruhr sind die erzielbaren Mieten in der 1a-Lage der Innenstadt seit 2004 um 20 % gefallen; der Kaufhof-Standort ist aber längst keine 1a-Lage mehr. Bei einer Investition müssen sich Projektentwickler nach besagten Daten wohl in Teilen auch mit Quadratmeter-Mieten von rund 10 Euro zufrieden geben. Das reicht nicht, um einen Investor mit Hilfe der Stadt für ein Bauprojekt mit Handel, Büros und Wohnungen anzulocken, ist der Ergebnis der Gutachter.

„Mülheim wäre ja durchaus in der Lage, jene Mieten zu zahlen, die nötig wären, damit sich das Invest rechnen ließe“, ist aus informierten Kreisen Enttäuschung zu vernehmen. „Aber solche Mieten sind heute nicht mehr in der Innenstadt, sondern am Heifeskamp zu erzielen. Die Mieten sind planungsrechtlich umgezogen.“ Die Wirtschaftlichkeitsberechnung von PwC zeige wohl auch auf, warum der Eigentümer für den Kaufhof bislang keinen Projektentwickler begeistern konnte.