An Baustellen und offenen Fragen ist derzeit kein Mangel und die eine oder andere berührt durchaus auch den selbstbewussten und ehrgeizigen Planungsdezernenten Peter Vermeulen (CDU); als da wäre die Rumbachsanierung, die dem Einkaufszentrum Forum so bitter aufstößt, oder die Bewerbung um eine Sparkassen-Akademie, bei der Vermeulen eine private Offerte (Kaufhof) instinktsicher den unpopulären städtischen Angeboten Ruhrbania und vor allem VHS vorzieht. Kein Thema aber bereitet dem Wahlbeamten mehr Probleme als die dezernatseigene Betriebssportgruppe Fußball (die NRZ berichtete am 12. August). Weniger, weil sich beim fünften Aufeinandertreffen am 29. Juli ein Beschäftigter beim Kick den Knöchel brach. Mehr wegen der Frage: Wenn sich bis zu 20 Stadtdiener dienstags von 15 bis 16.30 Uhr an der Südstraße zum Fußball treffen, handelt es sich dann um Freizeit oder Dienstzeit?

Gleiches Recht für alle

Formal ist die Frage rasch beantwortet (s. Kasten). Die Brisanz ergibt sich daraus, dass die Amtskicker offenbar in dem Glauben antraten, für ihre sportliche Betätigung Zeitgutschriften einstreichen zu können. So jedenfalls hatte es sich in der Stadtverwaltung herumgesprochen, so waren auch Personalrat und Personalamt aufmerksam geworden. Denn Hacke, Spitze, ein, zwei, drei und das möglicherweise ohne Rechtsgrundlage und zu Lasten des Steuerzahlers; das wäre in der Wirkung nach außen wie nach innen problematisch. „In einer Stadtverwaltung gilt gleiches Recht für alle“, stellte Stadtsprecher Volker Wiebels gestern noch einmal auf Anfrage klar.

So erreichte die Fragestellung, ob es Zeitgutschriften gegeben habe oder ob sie in Aussicht gestellt worden sind, gestern den Führungszirkel der Verwaltung, den Verwaltungsvorstand, in dem Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld (SPD) den Vorsitz innehat. Die Frage richtete sich natürlich an Dezernatschef Peter Vermeulen. Dass er sie beantwortet hätte, ist nicht bekannt. Stattdessen sprach Vermeulen, in diesem Kreis überaus ungewöhnlich, von juristischem Beistand, den er vorab einholen wolle.

Und er meinte keinen Schiedsrichter.

Wichtigkeit: „Hoch“

Tatsächlich hat der dafür zuständige Rechtsdezernent und Stadtdirektor Frank Steinfort (CDU) eine diesbezügliche Anfrage der NRZ bislang unbeantwortet gelassen. Intern aber soll Steinfort sich schon dafür ausgesprochen haben, einen rein theoretisch in Frage kommenden Untreueverdacht nüchtern zu klären, was im Umkehrschluss bedeutet, dass eine rechtlich schwierige Situation wenigstens im Bereich des Vorstellbaren anzusiedeln ist.

Fest steht, dass Vermeulen an dem Tag, an dem die NRZ in den Ämtern um Stellungnahme bat, also am 11. August, die Betriebssportgruppe im Dezernat VI aufgelöst hat. In einer E-Mail, die im Rathaus kursiert und der er die Wichtigkeit „Hoch“ verlieh, schrieb Vermeulen an den „lieben Frank“ (Steinfort) unter Bezug auf den oben erwähnten Knöchelbruch, er habe „die sofortige Einstellung“ der Betriebssportgruppe verlangt. Etwas später folgt ein sehr langer Satz: „Im Gegensatz zu anderen Angeboten vergleichbarer Art gab es für die Betriebssportgruppe keine Freistunden, weil der jetzige Abbruch auch bedeutet, dass die Voraussetzungen für die Gewährung von Freistunden, die den Teilnehmern bei Aufnahme der Betriebssportgruppe mitgeteilt wurden, entfallen.“

Das lässt an Deutlichkeit eigentlich wenig zu wünschen übrig, zumal Vermeulen keinen Hehl daraus macht, der Förderer des Spielgedankens gewesen zu sein. Er habe die Wünsche aus seinen Ämtern „gerne unterstützt“ und schließlich sei ja auch nach langen Prüfungen und vor dem ersten Spieltag am 1. Juli mit dem Sport- und Personalamt „alles geklärt“ gewesen.

Dort allerdings ist man sich des betriebsinternen Derby-Charakters längt bewusst und bestätigt lediglich, dass es einen „Informationsaustausch“ gegeben habe, der aber eingedenk der einschlägigen Bestimmungen ausdrücklich nicht in einem Einverständnis zu einer Betriebssportgruppe Fußball mündete. Und der Personalrat erfuhr gar erst von der Gründung der Gruppe durch verwunderte Anfragen aus der Belegschaft.

Es sieht also unverändert alles nach Verlängerung aus. Im Intranet der Stadtverwaltung beschrieb Personalratsvorsitzender Dirk Neubner gestern plötzlich, welchen Regeln der Betriebssport allgemein unterliegt. Kein Mitarbeiter, der nicht gewusst hätte, was der Anlass dafür war. Neubner schien das aber nötig, weil „der Eindruck, es gebe privilegierte Minderheiten in der Stadtverwaltung zu einer nachhaltigen Störung im gedeihlichen Miteinander führen“ könne. So steht es in einem Schreiben an Vermeulen, mit dem Datum 12. August.

Neubner hat aber auch die kickenden Kollegen im Technischen Rathaus im Blick. Die konnten bislang, so schrieb er an Vermeulen, „auf Ihre Aussage hin darauf vertrauen, dass sie Zeitgutschriften erhalten“, gingen jetzt aber leer aus. Auch diese Enttäuschung der Betroffenen „beeinträchtigt den Betriebsfrieden“.

Für etwas, das als Spiel begann, sind das sehr ernste Töne.