Mülheim. Das Pfingstunwetter hat auch geschützte alte Bäume in Mülheim schwer beschädigt. Zu ihrer Sicherung liegt jetzt ein Gutachten vor. Die Arbeiten sind schon in Auftrag gegeben und werden schätzungsweise 200.000 Euro kosten. Zwei Rotbuchen müssen gefällt werden.
Zweieinhalb Monate sind seit dem verheerenden Pfingstunwetter ins Land gezogen, nicht viel, gemessen am Alter eines mächtigen Baumes. Für 29 Naturdenkmale in Mülheim, denen „Ela“ besonders zugesetzt hat, liegt seit wenigen Tagen eine „Lastanalyse“ vor, ein Gutachten, in dem die Schäden beurteilt und erhaltende Maßnahmen vorgeschlagen werden. An diesen führt de facto kein Weg vorbei, denn Grundlage ist die Erfüllung der Verkehrssicherheitspflicht gemäß § 823 BGB.
Sich kümmern, möglichst zeitnah, und die Kosten für eine fachkundige Gefahrenbeseitigung tragen muss die Stadt, erklärt Hubert Weiler, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde. Dies gilt auch dann, wenn der geschützte Baum auf privatem Grundstück steht, was allerdings nur schätzungsweise ein Fünftel der Naturdenkmale betrifft.
An 18 Naturdenkmalen werden Fachfirmen nun Hand anlegen
303 Exemplare waren es noch vor Pfingsten, 92 davon wurden mehr oder weniger stark beschädigt, vier zerstörte der Sturm sofort: an den Standorten Zeppelinstraße, Otto-Pankok-Straße und Priesters Hof.
Das Schicksal von zwei weiteren Bäumen ist nun durch das Sachverständigengutachten besiegelt, welches federführend ein Stuttgarter Büro im Auftrag des Umweltamtes angefertigt hat: Je eine Rotbuche im Witthausbusch und an der Luisenschule sind so massiv verletzt, dass sie in Kürze gefällt werden müssen. An 18 Naturdenkmalen werden Fachfirmen nun Hand anlegen bzw. die Sägen ansetzen oder starke Sicherungsseile spannen, da durch den Gewitterorkan „zum Teil aerodynamisch ungünstige Kronenformen entstanden sind“, wie es im Gutachten heißt.
Überhängende riesige Äste sollten auch gekappt werden
Um dies am lebenden Objekt zu erklären, führt Hubert Weiler zu zwei besonders betroffenen Platanen an der Oberstraße, am Parkplatz nahe des Otto-Pankok-Gymnasiums. Das Alter der beiden Bäume schätzt er auf 150 Jahre: „Sie sind schon seit 1965 Naturdenkmale, als die entsprechende Liste begründet wurde.“ Nachdem der Sturm an ihnen riss, stehen sie nun statt in gesunder Rundung mit „geöffneten Kronen“ da, wie Weiler erläutert, „so dass der Wind ins Innere wehen kann.“
Unmittelbar nach dem Unwetter hatten hier herabstürzende Äste etliche Autos beschädigt, die Feuerwehr beseitigte die akute Unfallgefahr, nun empfehlen Experten, auch die überhängenden riesigen Äste zu kappen. „Aus schlafenden Knospen werden sie austreiben und eine sekundäre Krone bilden“, heißt es im Gutachten. „Platanen vertragen so etwas relativ gut.“
"Ohne die Bäume wäre es ein fürchterlich trauriger Platz"
Eine Anwohnerin tritt beim Ortstermin hinzu, erkundigt sich besorgt, ob die alten Platanen stehen bleiben können: „Ohne die Bäume wäre es ein fürchterlich trauriger Platz.“ Hubert Weiler kann sie beruhigen, berichtet aber auch von ganz anderen Bürgerstimmen, von Leuten, die sich strenge Beschneidungen wünschen, weil man im Schatten uralter Kronen doch recht dunkel wohnt: „Baumpflege und Verschönerungen machen wir aber schon seit 20 Jahren nicht mehr, aus haushaltstechnischen Gründen.“
Das Gutachten über den Zustand der beschädigten Naturdenkmale kostet nach Weilers Aussage knapp 3000 Euro. Die sicherheitsrelevanten Maßnahmen, die nun anstehen, werden mit insgesamt rund 200.000 Euro zu Buche schlagen. Weiler hat sie „sofort in Auftrag gegeben“ und rechnet mit Ausführung innerhalb der nächsten Wochen. Wie die Rechnung beglichen wird, weiß er jedoch noch nicht. „Ich habe nur die Anweisung, alles, was mit dem Sturm zu tun hat, gesondert festzuhalten. Es soll aus einem speziellen Topf bezahlt werden, den wir aber noch nicht kennen.“