Mülheim. . Seit knapp zwei Jahren ist der Mülheimer Bürgerbus nun im Einsatz, am Donnerstag konnte er seinen 10.000 Fahrgast feiern. Gerade ältere Bürger sind dankbar für das Angebot, weil sie dadurch mobiler werden und Einkäufe oder Arztbesuche wieder allein erledigen können.

Für Marianne Galazka, 64 Jahre alt, „im Herzen aber 20“, bedeutet der Bürgerbus vor allem eines: Unabhängigkeit. Nach zahlreichen Operationen am Bein und am Rücken saß die Styrumerin sieben Monate im Rollstuhl – mittlerweile kann sie sich mit ihrem „Porsche“, dem Rollator, ganz gut von A nach B bewegen. Doch für weitere Strecken, zum Arzt oder zum Einkaufen, braucht sie Hilfe.

Seit es den Bürgerbus gibt, so sagt sie, müsse sie nicht mehr betteln, dass irgendwer sie fahre oder ihr Erledigungen abnehme. „Ohne den Bus hätte ich wirklich Schwierigkeiten.“ Maja, wie sie hier alle nennen, gehört zur „Stammkundschaft“ des Bürgerbusses, nutzt das Angebot zeitweise jeden Tag. Für ihre Treue bekommt sie nun Blumen – als 10.000. Fahrgast seit Betriebsaufnahme.

Neue Fahrer und Gäste sind immer willkommen

Jörn Sellerbeck bekommt keine Blumen, obwohl auch er ein kleines persönliches Jubiläum feiert: Der „dienstälteste“ Bürgerbusfahrer hat am 19. August seine 111. Fahrt gemacht. Ehrenamtlich natürlich. Wie kommt man zu diesem Job? „Rentner mit Langeweile“ lautet die knappe Auskunft. Der ehemalige Maschinenbauingenieur war auf die Reklame des Vereins aufmerksam geworden und bot sich kurzerhand als Fahrer an.

Mittlerweile gibt es 28 ehrenamtliche Fahrer und Fahrerinnen. Und Neue sind immer willkommen. Denn, so Vereinschef Knut Binnewerg: „Wir werden ja alle nicht jünger“. Bisher habe man jedoch überraschend gut Fahrpersonal finden können. „Die Bürger hier im Stadtteil sind sehr interessiert und engagiert.“

Mindestens genauso begehrt wir neue Fahrer sind auch neue Fahrgäste – denn obwohl der Verein um Öffentlichkeitsarbeit bemüht sei, wüssten viele Bürger noch nichts von dem Angebot. Ja, selbst bei der Stadt gebe es wohl den einen oder anderen, der noch nie vom Bürgerbus gehört habe, witzeln Sellerbeck, Foerster-Baldenius und Binnewerg. Denn manchmal würden ihnen Baustellen auf der Strecke einfach nicht mitgeteilt.

Hilfe für ältere Menschen

Nach fast zwei Jahren Bürgerbus ziehen die Vereinsmitglider eine positive Bilanz: Was Dienstpläne, kurzfristige Organisation von Ersatzleuten und auch Pünktlichkeit angehe, sei man inzwischen „sehr professionell“. Trotzdem komme das Persönliche nicht zu kurz. So helfen die Fahrer gehbehinderten und älteren Gästen beim Einsteigen und sorgen dafür, dass sowohl Mensch als auch Gepäck sicher im Bus untergebracht ist, bevor es weitergeht.

Bürgerbus seit 2012 im Einsatz

Der Bürgerbus ist seit dem 29. Oktober 2012 in Betrieb und legt täglich 153 Kilometer zurück.

Ein Einzelticket kostet 1,50 Euro, Kinder zahlen 1,20 Euro.

Die Arbeitsgruppe „Fahrtroute“ überlegt derzeit, die Strecke zu überarbeiten, um mehr Fahrgäste anzusprechen.

Auch die Fahrtzeiten sollen stärker an die Nachfrage angepasst werden.

Der dreijährige Maximilian, Enkel des Vereinschefs und an diesem Tag wohl Fahrgast Nummer 9995, möchte , kaum dass er ausgestiegen ist, direkt eine zweite Runde drehen. Ob er später auch mal als Fahrer mithilft? Noch will er jedenfalls lieber „Schiffsmann“ werden.