Mülheim-Selbeck. Die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Selbeck-Breitscheid feiert vom 22. bis 24. August ihr 113. Schützen- und Volksfest. Ein Blick in die Vereinshistorie zeigt: Gefeiert wurde damals genauso ausgelassen wie heute.

Rund 67 Männer hatten die Liste im Wirtshaus bereits nach wenigen Tagen unterzeichnet – der erste Schritt zum eigenen Schützenverein! Wenn die Nachbarn in den anderen Stadtteilen schon in Bruderschaften schießen, dann wollten es auch die Selbecker in einem eigenen Verein. Beim Wirte Peter Plönes setzten sie sich also an die Tische und beschlossen im November 1901 die Statuten der St.-Sebastianus-Schützen-Bruderschaft Selbeck-Breitscheid. Vom 22. bis 24. August feiern die Brüder nun zum 113. Mal ihr Schützenfest auf dem Festplatz am Stockweg.

Den entscheidenden Schuss hatte Clemens Dohrenbusch in Vertretung abgegeben. Eigentlich war Karl Stöcker an der Reihe. Doch dem war nach dem bereits mehrere Tage dauernden Fest unwohl geworden, so dass er sich an diesem Oktobertag im Jahr 1902 vertreten ließ. Die frohe Kunde über seinen „Vertretungssieg“ machte schnell die Runde in Selbeck, und Stöcker eilte trotz Katerstimmung zum Vereinslokal – um sich dort zum ersten König der Schützenbruderschaft krönen zu lassen. Man feierte „bis zum anbrechenden Morgen“, heißt es in der Festschrift vom 6. Oktober 1902.

Heute wird ebenso gefeiert

Heute wird zwar nicht mehr so lange, dafür aber genauso ausgiebig wie damals gefeiert. „Das ganze Dorf feiert mit“, wissen der Vorsitzende Marcus Bause und Schriftführer Uwe Schlimm. Wenn am 22. August das Schützenfest um 18 Uhr mit dem Gottesdienst in der Selbecker Kirche beginnt, sind an den drei Tagen wieder alle Nachbarn mit dabei. 125 Mitglieder zählt die Bruderschaft heute, vom Jungschützen bis zum Senioren. Ihren Schießstand haben die Brüder im Keller des Pfarrheims an der Karl-Forst-Straße, Ecke Kastanienallee. Hier trainieren erfahrene Schützen und solche, die es werden wollen, „an jedem Mittwoch von 18 Uhr bis etwa 21 Uhr das Schießen mit dem Luftgewehr und der Luftpistole“, erklärt Bause.

Das Schützenfestprogramm

Das Fest beginnt am Freitag, 22. August, 18 Uhr, mit dem ökum. Gottesdienst in der Selbecker Kirche. Ab 20.15 Uhr spielt die Band „Herzschlag“; 7,50 €.

Am Samstag, 23. August, beginnt das Fest um 9.30 Uhr mit dem Königsvogelschießen. 18.30 Uhr: Zapfenstreich auf dem Kirchenvorplatz. 20 Uhr: Tanzabend mit „Michel & the Flames“, Eintritt frei. Sonntag ab 11 Uhr beginnen Frühschoppen, Ehren- und Gästevogelschießen. Um 16.30 Uhr startet der Festumzug mit Parade, bevor um 19.30 Uhr das Königspaar im Festzelt proklamiert wird. Im Anschluss spielen „Michel & the Starfighters“. Eintritt frei.

Neben dem sportlichen Aspekt legen die Schützen aber auch viel Wert auf die Tradition des Vereins. Viele Familien sind bereits seit mehreren Generationen im Verein. Und ein Schützenfest in Trachten, mit Spielmannszug, Zapfenstreich und Vogelschießen ist der Höhepunkt des Jahres. Auch wenn es immer schwieriger wird, Männer zu finden, die König werden wollen. „Das ist natürlich immer mit viel Zeit und auch Kosten verbunden“, weiß Uwe Schlimm, der selbst 2009 auf dem Thron saß. Daher sei es trotz Unterstützung durch den Vorstand stets ein „zähes Ringen um Leute, die mitschießen“, so Bause. Dabei habe das Königsein viele Vorteile. „Es macht Spaß in der Öffentlichkeit zu stehen – man erlebt das Schützenfest aus einer anderen Perspektive“, sagt Uwe Schlimm. Und findet: „Im Verein muss man alles einmal mitgemacht haben.“

Vom Ehrenamt hängt alles ab

Wie in vielen Vereinen hängt alles vom ehrenamtlichen Engagement der Mitglieder ab. Überlegungen, das Selbecker Schützenfest nur alle zwei Jahre stattfinden zu lassen, gebe es bereits, erklärt Marcus Bause. Schließlich sei die Organisation eines solchen Fests sehr zeit- und kostenintensiv. „Dieses Jahr sind Finanzierung und Planung gesichert, ob man in drei bis fünf Jahren noch in diesem Rahmen feiern kann, wird man sehen“, so Bause.

Auch in Saarn wird der Vogel abgeschossen

Gefeiert wird in diesem Jahr aber auch bei den Freunden des Mülheimer Schützenvereins von 1837. Am Sonntag, 31. August, suchen diese auf dem Gelände der Turnerschaft Saarn neben dem Kirmesplatz an der Mintarder Straße den Schützen, der den entscheidenden Schuss auf den Holzvogel abgibt. Das Schießen beginnt um 10 Uhr, für Interessierte gibt es die Möglichkeit, unter Anleitung auf einen Gästevogel zu schießen.

Am Samstag, 6. September, ab 19.30 Uhr wird dann die „alte“ Königin verabschiedet und der oder die neue König/-in feierlich ins Amt eingeführt. Der Krönungsball steigt im „Haus Union“ an der Neustadtstr. und steht jedermann offen.