Broich / Selbeck.

Der Fall des Schützenkönigs Mithat Gedik aus Werl hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt: Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften wollte ihm die Königswürde entziehen, weil er muslimischen Glaubens ist – laut Satzung können nur Christen die Königswürde erschießen. Wie halten es die Mülheimer Schützen mit dieser Regelung?

„Wir sind Mitglied im Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften“, erklärt Marcus Bause, erster Vorsitzender der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Selbeck-Breitscheid. „Dieser legt die Satzung fest – und an diese müssen wir uns halten.“ Im Aufnahmeformular müssen Neu-Schützen die Konfession angeben – ist dieser kein Christ, werde der Antrag abgelehnt, egal, ob Muslim oder etwa Buddhist.

Umgekehrt funktioniere das Prinzip schließlich auch: „Christen werden auch nicht als Mitglieder in muslimischen Vereinen aufgenommen.“ Schützenkönig von Selbeck können Muslime also nicht werden, mitfeiern dürfen sie aber gerne. „Einige kommen auch regelmäßig zu den Schützenfesten und feiern mit, da gibt es keine Berührungsängste,“ sagt Marcus Bause.

Anders halten es da die Schützen aus Broich, der Mülheimer Schützenverein von 1837. „Bei uns darf jeder König werden, egal, welcher Konfession er angehört“, erklärt der Vorsitzende Helmut Ehrkamp. „Wir gehören dem Historischen Bund nicht an, sondern dem Rheinischen und dem Deutschen Schützenbund.“ In diesen gebe es keine konfessionellen Auflagen. Stolz sei Ehrkamp auf die Offenheit seines Vereins, der den Fokus auf das Sportschießen legt. Und in dem es mittlerweile schon drei Mal eine Königin auf den Schützenthron geschafft hat. „Ich kann verstehen, dass Vereine eine lange Tradition pflegen, doch Menschen aufgrund ihrer Konfession oder ihres Geschlechts auszuschließen, halte ich für nicht mehr zeitgemäß“, so Helmut Ehrkamp. Er halte es nach dem Motto: Je bunter der Verein, desto erfrischender.