Mülheim. . Paolo Tornetta, Inhaber der Mezzomar-Restaurants, zeigt sich – nach einem etwas verpatzten Frühstart – hochzufrieden mit dem Betrieb am Stadtkai. Die Gastronomen achten draußen auf eine pünktliche „letzte Runde“ um 23 Uhr und wollen selbst im Winter für Leben auf der Terrasse sorgen.
Der Schnellsprecher hält für diesen einen Satz inne. Er will ausgekostet sein. Paolo Tornetta blickt über den Fluss auf die Bogengänge der Stadthalle – wie gemalt von Giorgio de Chirico – und sagt: „Es ist wie in Rom, hier zu sitzen.“ Da untertreibt der Inhaber der Mezzomar-Restaurants. Denn in Rom gibt’s keine entspannten Plätze am Fluss, dort staut der Verkehr auf den Uferstraßen – und der Tiber fließt eingezwängt zwischen hohen Mauern.
Mülheim dagegen scheint auf den Appetithappen italienischer Lebensart am Wasser gewartet zu haben. Der Betrieb im neuen Ristorante am Stadtkai brummt – und zwar nicht erst abends. „Das ist unsere Philosophie“, sagt der 50-jährige Gastronom: das Geschäft von morgens bis abends zu füllen, vom „Vier-Sterne-Hotel-Frühstück“ wie Tornetta sagt, bis zur abendlichen Lounge-Atmosphäre.
„Wir hatten einen falschen Start“
Fast drei Monate nach der Eröffnung hat sich der Betrieb mit 20 Mitarbeitern, Aushilfen inklusive, eingespielt. „Wir hatten einen falschen Start“, räumt der Chef ein. Er habe der Stadt versprochen, zum Hafenfest am 11. Mai zu eröffnen und dieses Versprechen gehalten. Doch dafür musste er von seinem Prinzip abweichen: „Wir haben normalerweise eine Woche für den Stresstest.“ Die fehlte – und das ungeübte Personal zeigte sich überfordert.
Mülheim ist endlich an der Ruhr
Mezzomar-Chef Paolo Tornetta und sein Cousin und Compagnon Calogero Nicolosi sind allerdings alles andere als gastronomisch ungeübt: Tornetta, in der Schweiz aufgewachsen als Sohn eines Sizilianers, lebt seit 30 Jahren in Deutschland und führte acht Jahre das Restaurant „Leonardo“ im Moerser Schlossgarten.
Inkognito statt „Paolo hier, Paolo da“
„Ursprünglich komme ich von der gehobenen Küche.“ Doch die – Paolo Tornetta sagt’s durch die Blume – verschlingt auch den Chef: „Die Gäste fragten immer nach Paolo, und wenn ich mal frei hatte, gingen die Gäste wieder.“ Also lieber „inkognito“ in den neuen Mezzomar-Restaurants von Dorstens denkmalgeschützter Zeche Fürst Leopold bis zum Oberhausener CentrO. Das erste ihrer kleinen Kette eröffneten Tornetta und Nicolosi 2009 am Duisburger Innenhafen. Das nächste folgt in rund vier Wochen im neuen Recklinghäuser Einkaufszentrum „Vest Palais“.
Auch im Winter soll die Terrasse belebt bleiben
Expansion heißt im Falle von Mezzomar nicht nur neue Restaurants in weiteren Städten: Der im September anstehenden Eröffnung in Recklinghausen soll noch eine weitere in Dinslaken folgen. Doch dann, so die Partner Paolo Tornetta und Calogero Nicolosi, „wollen wir erst mal an den Strukturen bauen“.
Ausbauen will Betriebsleiterin Samira Birjandi auch „ihre“ Mülheimer Niederlassung: „Wir möchten im Winter mehr Plätze drinnen anbieten und haben weitere Tische und Stühle bestellt.“ Doch auch draußen soll während des ganzen Jahres bedient werden – wohl schon der Raucher zuliebe. Dann kommen die Olivenbäumchen ins Warme – und ein Windschutz auf die Terrasse.
Während des Sommers verfügt das Mülheimer Mezzomar über jeweils 150 Plätze drinnen und draußen. An lauen Abenden müssen die Gäste um 23 Uhr „umziehen“ von draußen nach drinnen.
Und wie läuft’s vor „römischer“ Kulisse am Mülheimer Stadtkai? „Bestens, sehen Sie sich doch um“, sagt Paolo Tornetta mit italienischer Emphase. „Nach den Erfahrungen unserer anderen Locations bin ich für Mülheim sehr zuversichtlich.“ Und Samira Birjandi, die Betriebsleiterin, widerspricht energisch, als er den Montag als schwächsten Gastronomie-Tag benennt: „Wir haben keine schwachen Tage! Hier sind alle Tage wie Samstag.“
Die Gladbeckerin wechselte vom Mezzomar im CentrO nach Mülheim. Und sie versichert: dank „richtig netter Gäste“ sei es bisher nie ein Problem gewesen, pünktlich um 23 Uhr zur „letzten Runde“ aufzurufen. Drinnen bleibt das Lokal bis Mitternacht geöffnet, an Wochenenden bis 1 Uhr. Samira Birjandi ist übrigens studierte Chemikerin: „Molekulare Küche“, sagt sie lachend. Für ihren Chef wär’s wohl ein Reizwort: super kompliziert und super teuer – es wäre exakt das Gegenteil des Mezzomar-Konzepts.