Mülheim. Seit vielen Jahren schon ist Freya Hockmann in Mülheim als Ehrenamtliche tätig. Bei der Kirche half sie Scheidungskindern, im Vorstand der Freilichtbühne sorgte sie dafür, dass es überhaupt weiterging mit dem Theater. Und seit Oktober 2013 ist sie aktiv als Lernpatin für 23 Grundschüler.

Schneewittchen hat eine böse Stiefmutter und lebt bei den sieben Zwergen. Das wissen seit geraumer Zeit auch die Mädchen und Jungen der 1a der Grundschule am Dichterviertel. Die 23 angehenden Zweitklässler von Lehrerin Kirsten Borgmann haben sich das Märchen im Theater an der Ruhr angesehen, sie haben es gelesen und Bilder dazu gemalt. Das richtige Schreiben einzelner Worte aus der Grimmschen Erzählung aber fiel vielen noch schwer – und so waren die Kleinen heilfroh, dass Freya Hockmann sich Zeit für sie nahm und ihnen beim Üben half.

Lernpatin: So ist der offizielle Titel der 69-Jährigen, die seit Oktober 2013 einmal wöchentlich einen Vormittag in der 1a aushilft. Sie unterstützt die Kinder, die aus insgesamt sieben Nationen stammen, und zwar nicht nur beim richtigen Schreiben – „oft können deren Eltern ja gar kein Deutsch“ –, sondern etwa auch in der Mathestunde. „Manche können dem Unterricht kaum folgen und sitzen da ganz verloren herum.“

Gelernte Buchhalterin

Wenn sie dann gezielt zu dem einzelnen Kind hingehe, nachfrage, wo der Schuh drückt und sich seiner „durch Zuwendung“ annehme, sei oft rasch eine positive Entwicklung zu erkennen, berichtet Hockmann. Als ehrenamtliche Zusatzkraft habe sie einfach andere Möglichkeiten als die Lehrer. Die könnten es halt nicht immer schaffen, jedem Kind in jedem Moment genau die Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen, die nötig sei. „Und dann heißt es eben: Kümmere Du Dich doch mal gerade darum.“

„Wir machen’s möglich“

Die WAZ hat mit der Aktion „Menschen machen’s möglich“ gemeinsam mit der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft aufgerufen, Mülheimer zu benennen, die sich ehrenamtlich engagiert haben. Zehn Kandidaten stehen nun fest, die wir in der WAZ nacheinander in einem Porträt vorstellen.

Nach der Vorstellung aller Ehrenamtler können Sie, verehrte Leserinnen und Leser, für einen der Kandidaten stimmen. Die drei Mülheimer mit den meisten Stimmen erhalten Geldpreise. Die Preise werden dann beim Bürgerempfang am 21. August durch Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld vergeben.

Freya Hockmann ist keine gelernte Pädagogin, sondern Buchhalterin, doch sie hat eine Tochter und zwei Enkel großgezogen – „und schon immer eine große Liebe zu Kindern“ verspürt. Die Entwicklung von Mädchen und Jungen ist ihr eine Herzensangelegenheit – und so fragte sie beim Centrum für Bürgerschaftliches Engagement nach, ob es nicht etwas für sie zu tun gebe an einer Schule mit eher schwierigen Umständen, also etwa einer multikulturellen Einrichtung wie jetzt in Eppinghofen.

Viel Lob von Eltern und Lehrern

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Nun hilft sie dort nicht nur im Unterricht, sondern auch während der Pausenzeiten. Dann öffnet sie die Bücherei und motiviert die Grundschüler zum Ausleihen und Lesen. „Und ich habe schon wunderbare Reaktionen bekommen: Eines der Kinder hat mir zum Beispiel von einer Gespenstergeschichte erzählt, die es so spannend fand, dass es kaum mehr schlafen konnte.“ Die Freude der Kleinen zu erleben – „das macht mich selbst so fröhlich“.

Sie packt auch kleine Geburtstagspäckchen und bekommt für ihr Engagement von Eltern und Lehrern viel Lob. Auch in früheren Zeiten hat sich Freya Hockmann schon gern eingebracht, etwa bei der katholischen Kirche mit Scheidungskinder gearbeitet oder als Vorstandsmitglied an der Wiedergeburt der Freilichtbühne mitgewirkt.

Sie mag es eben, wenn sie sieht, „dass ich etwas für andere tun kann, dass ich ihnen helfen kann“.