Mülheim. Beim neuen Rundgang „Saarner Häubchen“, den die MST anbietet, lernten selbst Alteingesessene ihren Stadtteil von einer neuen Seite kennen. Zwischendurch gab’s allerlei Leckereien.
„So süh es aan“, soll angeblich Karl der Große wertschätzend über die Ansammlung von Häuschen rings um das Mülheimer Kloster gesagt, und damit womöglich dem heutigen Dorf den Namen gegeben haben: Saarn. Ob damals, um 962, wirklich der westeuropäische Weltherrscher mit Handelsdelegation samt Elefanten an der Ruhr wandelte, oder Georg Reinders vom Mülheimer Stadtmarketing (MST) und Dorf-Führer der interessierten Gruppe heute nur einen Bären aufgebunden hat? „Es gibt viele Geschichten über die Entstehung des Namens Saarn“, lässt Reinders dies augenzwinkernd offen.
Amüsant ist die neue Tour der MST „Saarner Häubchen“ allemal, und offenbar so verlockend, dass sich Reinders gut 30 Bürger anschließen, sogar Ur-Saarner. Kennt man da nicht schon alles? „Nicht unbedingt“, verrät eine Saarnerin, manches entdecke man auch als Alteingesessene neu. Der „süße“ Titel zündet, vor allem aber die Aussicht auf allerhand Leckereien auf dem Weg durch die bedeutsame Geschichte Saarns: Eis, Bio-Knabbereien und Tee. Schließlich ist das Dorf nicht weniger berühmt als gute Einkaufsmeile Mülheims. „Wir wollen auch diese Seite einmal vorstellen“, erläutert der Dorf-Führer.
Ein paar Häppchen Wissenswertes
Doch alles der Reihe nach: Auf etwas Historie folgt erst einmal ein Eis, das nach „Sylter Art“ und zudem teilweise vegan hergestellt wird. Jörg Behrenswerth im Einkaufshof Bovenaan erläutert die Vorzüge seiner Sorten, überzeugender ist eine Kostprobe. „Sanddorn-Eis“, schwärmt eine Saarnerin – „müssen Sie mal probieren“.
Vergnüglich schnabuliert man die Düsseldorfer Straße hoch. Reinders serviert noch ein paar Häppchen Wissenswertes. So erinnern sich wohl nur noch die Alteingesessenen daran, dass einmal die Ruhrtalbahn durchs Dorf nach Kettwig und Oberhausen tingelte. „1981 wurde das letzte Teilstück stillgelegt“, erzählt er. Die Nebenstraße „Am Alten Bahnhof“ und ein historisches Foto vom schmucken Gebäude erinnern daran.
Per Pedes geht’s zur nächsten Station, zu Hilberath und Lange, dem einzigen Buchhandel in Saarn, bekannt durch Veranstaltungen wie den „Bücherfrühling“. Nach einem Abstecher in die Bio-Logie und den Bioladen von Frank Terjung macht die Gruppe Halt am Marktplatz, der Pastor Ewald Luhr gewidmet ist. Der war nicht nur als interkultureller Wegbereiter zwischen Mülheim und der finnischen Partnerstadt Kuusankoski bekannt, sondern auch als feinsinniger Kommentator der Zeitgeschichte. In der ev. Kirche an der Holunderstraße gibt Georg Reinders einige Bonmots zum Besten.
Gute Mischung aus Geschichte und Geschäften
Auch ernste Töne schlägt Stadtteilführer Georg Reinders an: Ein Besuch des Geburtshauses Otto Pankoks darf nicht fehlen und auch der Hinweis auf einige Stolpersteine nicht, die an der Düsseldorfer Straße verlegt wurden.
Dann aber geht es gemütlich über zum Tee im Theehaus von Petty Theile: „Sorten aus Afrika und sogar Neuseeland sind im Kommen“, verrät sie. Sabine Schmook, seit einem Jahr in Saarn zu Hause, findet die Mischung der neuen MST-Tour aus Geschichte und Geschäften „richtig gut. Man lernt sein Viertel und die Stadt auf ganz neue Weise kennen. Das müsste wirklich für alle Stadtteile angeboten werden.“
Durch Styrum oder Broich pilgern
Stadtteile einmal aus nächster Nähe anschauen kann man bei vielen Rundgängen, die die MST anbietet. Die nächsten Termine: 17. August, „Auf den Spuren des Mülheimer Verschönerungsvereins“ geht es unter anderem zum Kahlenberg und zum Witthausbusch. Am 21. September findet ein Rundgang durch Styrum statt.
Der Titel: „Styrum - Schlägel und Eisen“ (auch am 12. Oktober). „Luises Spaziergang durch Broich“ kann man am 26. September (nach)machen. Am 15. November wird der Altstadtfriedhof besichtigt. Info: Touristinfo, Synagogenplatz 3.