Mülheim. Die Vermieter stehen unter Druck: Es gibt immer mehr gesetzliche Auflagen, steigende Kosten, wachsenden Konkurrenzdruck – und dann sind da noch die Mietnomaden. Die können mit Mietausfällen und anschließender Totalsanierung der Wohnung schon mal Kosten von 15.000 bis 20.000 Euro verursachen.
Thomas Michael Wessel hat in alten Archiven gestöbert und stieß auf eine Verbandszeitschrift aus dem Jahr 1949. Er staunte nicht schlecht: „Schon damals tauchte das Problem der Mietnomaden auf.“ Trotz aller Vorsicht und Warnungen: „Es gibt keinen sicheren Schutz davor“, betont der Vorstandsvorsitzende von Haus und Grund. Sein Geschäftsführer Andreas Noje berichtet, dass Mietnomaden in Mülheim keine Einzelfälle sind. „Für uns ein ernstes Problem, mit dem etliche unserer Mitglieder zu kämpfen haben.“
Eine Wohnung, um die 50 Quadratmeter, gelegen in der Nähe vom Oppspring: Eine Tages bleibt die Miete aus. Alle Kontakte zum Mieter schlagen fehl. Schließlich erfolgt die Räumungsklage, und der Vermieter entdeckt, dass die Wohnung komplett vermüllt und mit allerlei Ekligkeiten versehen ist. Ergebnis: Totalsanierung. „Da kommen mit Mietausfällen schon mal 15.000 bis 20.000 Euro Schaden zusammen“, berichtet Wessel. Hätte der Vermieter es ahnen können? Nein, sagt Noje. Unter den Mietnomaden befinden sich nahezu alle Berufsgruppen.
2000 persönliche Beratungen im Jahr
Rund 2000 persönliche Beratungen führt Noje im Jahr durch. „Es gibt Leute, die sitzen weinend da und haben die Lust am Vermieten verloren.“ Der Traum vom schnellen Geld durch Vermietung sei ein trügerischer. Rund 4000 Eigentümer sind bei Haus und Grund organisiert, Tendenz steigend Es sind inzwischen viele Probleme, die auf Eigentümer zukommen, weiß Wessel und meint damit nicht nur die häufigen Mietausfälle, hinter denen sich, so Noje, oft eine Notlage des Mieters verberge.
Vermieten ist komplizierter, komplexer, kostenträchtiger geworden – und der Mieter zu Recht kritischer. Doch dass jede zweite Nebenkostenabrechnung falsch sei, wie der Mieterschutzbund behauptet, hält Noje für übertrieben.
Viele ältere Vermieter haben Sorgen
Es sind gerade die vielen älteren Vermieter in Mülheim, die Sorgen hätten: „Es gibt noch etliche, die haben Mietverträge aus den 60er, 70er Jahren mit einer Teilinklusiv-Miete. Heißt: Von den Nebenkosten bleibt ein Großteil beim Vermieter hängen. Hinzu, so Wessel, kommen immer mehr Auflagen des Gesetzgebers: Zum Investieren in die Substanz des Hauses oder in einen gehobenen Standard, wie es angesichts des Konkurrenzdrucks nötig wäre, sei für viele nicht möglich. Damit steigt die Gefahr des Leerstandes.
Ist der Wohnungsmarkt in der Stadt übersättigt? „Wir sehen vor allem noch Bedarf an hochwertigem Wohnen“, betont Noje. Gemeinsam mit Architekten, Stadtplanern und Bankern arbeitet Haus und Grund im Rahmen des „Leitbild für Mülheim“ an einem Konzept zur Entwicklung von hochwertigem Wohnen.