Mülheim. . Zweieinhalb Jahre dauerte es von der Idee bis zur offiziellen Eröffnung: Die Karl-Ziegler-Schule richtete in vorher ungenutzten Kellerräumen eine Schulbibliothek mit Lernzentrum ein. Rund 1650 Bücher umfasst sie bisher – alle sind sie aktuell und Neuanschaffungen.
Das Vorurteil sagt: Jugendliche lesen nicht mehr. Die hängen nur noch im sozialen Netzwerk fest oder zocken an der Spielekonsole. Dem kann das Team des Karl-Ziegler-Gymnasiums die Erfahrung der vergangenen 14 Tage entgegensetzen. „Die Schüler rennen uns die Bude ein“, sagt Lehrerin Marian Lacour. Die erwähnte Bude ist die neu eingerichtete Schulbibliothek samt Lernzentrum, die den Schülern nicht nur den Spaß am gedruckten Wort, sondern auch das wissenschaftliche Arbeiten vermitteln möchte.
Zweieinhalb Jahre hat es gedauert bis zur offiziellen Eröffnungsfeier am Dienstag. In dieser Zeit wurde aus der ursprünglichen Idee viel mehr: Die Angebote der Ganztagsschule erweitern, wollte man ursprünglich, berichtet Lehrer Jens Schuhknecht, und „den Schülern zusätzlichen Raum geben, der ihnen das Zusammenkommen im ruhigen Rahmen ermöglicht“. Nun ist die Schulbibliothek, die den Namen „Zibib“ trägt, zwar organisatorisch an den Ganztag angedockt, steht aber natürlich allen Schülern zur Verfügung als Lese-, Lern- und Kommunikationsraum.
An jedem Schultag ist die Bibliothek nun geöffnet
Rund 1650 Bücher stehen derzeit in den Regalen; alle sind sie Neuanschaffungen. Empfehlungen von Bibliothekaren hat Marion Lacour bei ihrer Auswahl berücksichtigt, aber auch Wünsche von Schülern. Belletristik und Fachliteratur halten sich die Waage. „Dadurch, dass wir bei Null angefangen haben, haben wir nun die modernste Schulbibliothek in NRW“, sagt die Lehrerin, die Bibliotheken in ganz Deutschland besuchte und sich in nötige Software einarbeitete. Jedes Buch wurde mit Hilfe von Eltern in wochenlanger Arbeit mit einer Kennziffer und durchsichtigem Schutzumschlag versehen.
Auch interessant
An jedem Schultag ist die Bibliothek nun geöffnet. Sozialpädagogin Sabine Tobey von der Caritas ist für die Organisation verantwortlich – und hat bereits viele Pläne. Workshops und „Methodentage“ will sie etwa anbieten, die zeigen, wie man für Referate oder Facharbeiten recherchiert. Für Lehrer Jens Schuhknecht gehört auch das zur gymnasialen Vorbereitung: „Der Umgang mit Bibliotheken gehört zum Studium.“
Leseförderung nennt Marion Lacour als weiteren Schwerpunkt. Mit Lesenächten, Bücherei-Rallyes, Lesungen und Bookslams sollen die (jüngsten) Schüler mit Spaß zum Buch gebracht werden. Ganz ohne moderne Medien geht es aber natürlich nicht: Das angeschlossene Lernzentrum ist mit Technik ausgestattet. Doch an den dortigen Tischen lassen sich die Jugendlichen nicht am liebsten nieder, berichtet Lehrer Wolfgang Bramorski. Der begehrteste Platz ist auf den mit dicken roten Kissen ausgestatteten Fensterbänken. Dort ist es nicht nur bequem, sondern „man hat auch bestes Licht zum Lesen“.