Mülheim. Das NRW-Schulministerium lenkt ein: Eltern NRW sind nicht verpflichtet, einen teuren Taschenrechner mit Grafikfunktion zu kaufen. Die Schulen dürfen nun selbst entscheiden, mit welchen Geräten unterrichtet wird. In Mülheim wird die Entscheidung begrüßt. Doch einige haben die teuren Grafikrechner bereits angeschafft.

Manchmal ist die Politik schneller als erwartet. „Meinen Brief an Frau Löhrmann habe ich erst vor ein paar Tagen eingeworfen“, sagt Bettina Gosten. Geschrieben hat die Vorsitzende der Schulpflegschaft der Karl-Ziegler-Schule der NRW-Schulministerin zu einem Thema, das sie und die andern Eltern schon seit einiger Zeit umtreibt: der grafikfähige Taschenrechner – ab nächstem Schuljahr sollte er für die gymnasiale Oberstufe in ganz NRW Pflicht werden. Kosten: zwischen 70 und 100 Euro. Doch nun lenkte das Ministerium ein: Keine Verpflichtung mehr, sondern jede Schule kann selbst entscheiden.

„Ich finde diese Entscheidung gut“, sagt Gosten. Schließlich hat sie nicht umsonst den Protestbrief nach Düsseldorf geschickt. „Für uns ist klar gewesen, dass sich das nicht alle Eltern leisten können. Schwierig wird es vor allem, wenn mehrere Kinder da sind. Da kommt schon eine Summe zusammen. Im Zweifel kann zwar der Förderverein einspringen. Aber das kann ja auch keine Lösung sein“, ist sie überzeugt. Deswegen verfolgte die Elternvertretung bisher die Taktik: hinauszögern. In der Hoffnung, dass die Proteste beim Schulministerium doch noch ein Umdenken auslösen. „Und das hat ja auch geklappt.“

Expertenanhörung gab den Ausschlag

Offenbar hat eine Expertenanhörung in der vergangenen Woche im Landtag dazu beigetragen. Dort war darauf hingewiesen worden, dass entsprechende Grafik-Programme auch als App im Netz heruntergeladen werden können. Doch eine wirkliche Alternative scheint dieser Weg auch nicht zu sein. So hat Schulministerin Löhrmann darauf hingewiesen, dass in jedem Fall sichergestellt werden müsste, dass es keine Möglichkeiten zum Schummeln gibt. Das heißt: Wenn schon App, dann aber heruntergeladen auf ein schuleigenes Gerät. Doch Laptops dürfte es nicht überall in Klassensatz-Stärke geben. „Ich wäre dafür, dass die Taschenrechner von der Schule angeschafft werden“, sagt Gosten.

Sie könnten dann so verteilt werden, wie die Schulbücher. Eine andere Position vertritt der Elternvertreter des Gymnasiums Heißen, Peter Klingen. „Bei uns gab es darüber eigentlich keine Diskussion. Wir haben uns darauf geeinigt, dass bereits zur siebten Klasse ein Rechner-Modell angeschafft wird, das dann bis zum Ende der Schullaufbahn weiterbenutzt werden kann. Damit besteht eine Planungssicherheit“, so ist er sicher. „Diese einmalige Anschaffung fällt, glaube ich, weniger ins Gewicht als das Geld, das für andere Schuldinge ausgegeben wird. Von den Heften bis zu Sportschuhen.“

Ein einziger Taschenrechner ab der siebten Klasse

Am Gymnasium Broich besteht eine ähnliche Regelung. „Bei uns wird auch in der siebten Klasse ein Rechner angeschafft, der bis zum Ende ausreicht. Wir haben uns für das günstigste Modell für 45 Euro entschieden“, berichtet Lehrer Tim Rosendahl, der am Gymnasium Broich der Fachkonferenz Mathematik vorsteht. Er wünscht sich nun vor allem eines: mehr Berechenbarkeit. „Ich hoffe, dass war erst einmal der letzte Erlass zu diesem Thema. Schließlich muss jedesmal der Unterricht entsprechend angepasst werden. Glücklicherweise haben wir Bücher angeschafft, in denen die Aufgaben so gestellt sind, dass sie mit und ohne Rechner gelöst werden können.“