Mülheim. .

Hans-Gerd Bachmann ist ein Mann deutlicher Worte und klarer Konzepte. Unbeirrt verfolgt der Medl-Geschäftsführer seit nunmehr 15 Jahren mit dem Bau des Blockheizkraftwerkes (BHKW) in Broich den Ausbau der Nahwärmeversorgung Mülheims und sieht sich heute, zu Zeiten der Energiewende, in seiner konsequenten Strategie für Mülheim bestätigt.

„Ich will Qualität, und das unter optimalen ökologischen und ökonomischen Aspekten.“ Bei Fernwärme sei der Energieverlust groß, mit der Nahwärme umgehe man Energieverluste und sei zudem unabhängiger. „Ich brauche die großen Transportleitungen nicht und muss die hohen Transportkosten nicht zahlen“, so Bachmann.

Medl zunehmend Dienstleister

„CO2-Zertifikate werden kommen, da möchte ich vorgesorgt haben und Mülheim möglichst flächen­deckend mit Nahwärme versorgt wissen. Das ist die wirtschaftlichste Variante.“ Und für ihn auch die ökologischste. Bei vielen Szenarien, auch bei den regenerativen Energien wie der Photovoltaik, werde seiner Meinung nach nicht ehrlich gerechnet. Deshalb sieht er auch keinen Widerspruch in der Verknüpfung von Ökonomie und Ökologie. „Ökologie muss ich mir leisten können“. Die Kapazität der lokalen Kraftwerke reicht inzwischen aus, um ca. 28.000 Haushalte mit Ökostrom zu versorgen. Die städtischen Verwaltungsgebäude und Schulen werden vollständig mit KWK-Strom versorgt.

In fünf zentralen Blockheizkraftwerken (BHKW) und Heizwerken (HW) produziert Medl mit Kraft-Wärme-Kopplung „Ökostrom“. Der größte Anteil der Brennstoffe zur Energieerzeugung besteht aus Erdgas, ein Teil aus Biogas. Die Wasserkraftwerke am Kahlenberg und Raffelberg speisen rund 12.500 Haushalte mit Strom.

Energetisch sanierte Wohnung

„Unsere Gesellschaft versteht sich nicht nur als Gas- und Wärme-Lieferant, sondern zunehmend als Dienstleister“, betont der 62-Jährige. „Wir beraten unsere Kunden ehrlich. Ziel ist es, den Energieverbrauch im Zuge der Energiewende erheblich zu reduzieren. Das ist gesamtwirtschaftlich effizienter und günstiger, als möglichst viel Energie zu produzieren und zu verkaufen.“ Im Rahmen der Minimalkostenplanung (LCP = Least-Cost-Planning) setze das Unternehmen auch deshalb auf die Sparte Energiedienstleistung und stelle sein Know-how Bürgern oder Unternehmen als Energie-Berater und Gebäudesanierer zur Verfügung. „Wenn wir weniger Energie verkaufen, müssen wir die Wertschöpfung in diesen Bereich verlagern.“

So habe die SWB in Saarn kürzlich 650 Wohnungen saniert (auch energetisch) und Medl hat parallel dazu das SWB-interne Wärmeverteilnetz optimiert. Die Energieeinsparung betrage hier rund 50 Prozent. „Wir werden auf diese Weise vom Energieversorger zum Energiemanager“, betont Bachmann. Die Beratung der Bürger und Geschäftskunden zur Reduzierung des Energieverbrauchs hat an Bedeutung gewonnen.

Unter dem Agenda 21-Motto „Global denken, lokal handeln“ hat Bachmann mit anderen Akteuren vor drei Jahren die Mülheimer Klimainitiative angestoßen, denn „die Bürger müssen sich mehr und mehr artikulieren und gestalterisch einbringen. Der Treiber kann nicht der Energieversorger sein, entscheidend ist für mich, dass die Stadt handelt und als Sprachrohr die Bürger gewinnt.“ Auch die Zusammenarbeit u.a. mit der Hochschule Ruhr West und dem Max-Planck-Institut sind für den Saarner selbstverständlich und wichtig, die Bewerbung der Stadt als KWK-Kommune bestätige seinen Kurs.