Mülheim. .

Von wegen kränkelnde Region! Die IHK legt Zahlen vor, nach denen die Wirtschaft in den MEO-Städten landes- und bundesweite Spitzenergebnisse erzielt. Beim Bruttosozialprodukt etwa erreichte die Region zwischen 2000 und 2011 ein Plus von 35,2 Prozent, während das Land auf 25, 6 Prozent kam und der bundesweite Zuwachs bei 26,6 Prozent lag. „Damit haben die Unternehmen in Essen, Mülheim und Oberhausen einen beendruckenden Vorsprung erreicht“, freut sich IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Gerald Püchel.

Und noch einen Spitzenwert schiebt er hinterher: Keiner im Land kann beim Arbeitsplatzzuwachs seit 2006 mehr aufbieten als das Plus von 10,4 Prozent. Keinen Anlass zum Schwarzmalen sieht Püchel auch beim Ausbildungsniveau. Ende 2013 waren 10.690 Ausbildungsverhältnisse in den drei Städten abgeschlossen, ein leichter Rückgang zwar, aber im bundesweiten Vergleich ein guter Wert. Trotz allem sind die MEO-Städte nicht die wachstumsstärkste Region in NRW, es reicht „nur“ für Platz zwei hinter dem Bonn/Rhein-Sieg Kreis.

Von wegen kränkelnde Region! Zu den guten Werten passt die Stimmung. Jedes zweite Unternehmen bewertet die eigene Lage als befriedigend, mehr als jedes dritte mit gut, gerade mal zehn Prozent beurteilen ihre Situation als schlecht. Damit, so IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel, habe sich die Stimmungslage noch einmal verbessert – und mehr als zwei Drittel der Betriebe erwarteten, dass es so bleibe.

Kommunale Haushaltslage muss verbessert werden

Alles bestens? Nein. Und es gibt auch mehr als das Facharbeiterproblem. Drei von vier Unternehmen in der Region sehen klaren Handlungsbedarf bei der Verkehrssituation, auch das ist ein Spitzenwert, allerdings auf der Sorgenskala. „Wir brauchen nicht nur gute Straßen und Verbindungen, sondern auch einen guten ÖPNV“, sagt Püchel. Die Präsidentin gibt zu bedenken, dass der Güterverkehr auf den Straßen weiter zunehmen werde, allein wegen des Online-Handels.

Umfrageergebnisse

Lediglich fünf Prozent der Unternehmen erwarten, dass sich ihre Lage im nächsten Jahr verschlechtern wird. Das sind drei Prozentpunkte weniger als 2013.
27 Prozent der Betriebe schauen durchweg positiv in die Zukunft, vier Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Befragt wurden 675 Unternehmen, 122 davon haben geantwortet.
Eine starke Wirtschaft braucht starken Nachwuchs: 44 Prozent der Unternehmen gaben an, dass mehr für die berufliche Bildung getan werden sollte. Dabei geht es auch um eine bessere Zusammenarbeit mit Berufskollegs.

Sorge Nummer 3 lautet, verbunden mit einem Appell an die neuen Stadträte: Die kommunale Haushaltslage muss deutlich verbessert werden, und das auf keinen Fall durch nochmalige Erhöhungen der Gewerbe- und Grundsteuer. Nach wie vor gibt es in der Wirtschaft die Befürchtungen, dass die Kämmerer mit den Stadträten den Spitzenwert weiter hochschrauben könnten. Neue Ansiedlungen seien auf diese Weise nur schwer möglich, heißt es.

Dabei gelte es auch, Sorge Nummer 4 zumindest spürbar abzuschwächen: „Wir brauchen nicht nur Industriekultur, sondern auch Industrie“, betont Püchel und fordert die Politiker auf, dringend mehr für neue Ansiedlungen zu tun.