Mülheim. . So gut wie 2013 lief es für den Mülheimer Energiedienstleister Medl noch nie. Am Ende des Geschäftsjahres stand ein Ergebnis von 15,2 Mio. Euro. Das Unternehmen will weiter Mülheims Energiewende ankurbeln – und dem RWE-Konzern im Stromvertrieb den Rang ablaufen.

Hans-Gerd Bachmann grinst. „Ich weiß nicht, wie ich das aus meinem Gesicht bekommen soll“, sagt der Medl-Geschäftsführer zu Beginn der Jahrespressekonferenz des Mülheimer Energiedienstleisters. Tatsächlich strotzt dieser derzeit nur so vor Selbstvertrauen. 2013 hat das Unternehmen erneut ein Rekordergebnis eingefahren. Wo die Großen der Branche in Zeiten der Energiewende kriseln, zeigt das Medl-Geschäftsmodell Stärke.

Noch einmal sattelte die Medl im Vorjahr 1,5 Mio. Euro auf ihr 2012er Ergebnis drauf. 15,2 Mio. Euro Ausschüttung gehen für 2013 an die Gesellschafter Stadt und RWE. „Ein Top-Ergebnis“, sagt Bachmann. Zweifelsohne sei dies zum großen Teil von der anhaltend kalten Witterung zu Beginn des Jahres 2013 begünstigt (+7,5 % mehr Gasabsatz). „Gleichzeitig haben wir unser Geschäft auch so aufgebaut, dass wir bisher mit der Energiewende ganz gut zurechtkommen“, sagt er.

Energiewende schon immer im Programm

Die Energiewende war immer schon Programm der Medl. Schon bei ihrer Gründung 1998 schrieb sie sich auf die Fahnen, ein besonderes Stadtwerk entwickeln zu wollen. Gewinnträchtig zwar, aber doch mit starkem Fokus darauf, Mülheims Bürger dazu anzuhalten, weniger Energie zu verbrauchen. Sinkender Energieabsatz sollte peu à peu kompensiert werden durch mehr Dienstleistung „hinter dem Zähler“.

Effekte für Mülheimer Wertschöpfung und Beschäftigung

Im Auftrag hat das Pestel-Institut (Hannover) für 2013 ermittelt, dass die Medl bei einem Nachfrageimpuls von 100,7 Mio. Euro in Mülheim selbst eine zusätzliche Wertschöpfung in Höhe von 49,3 Mio. Euro auslöse.

Überdies machte das Institut einen Beschäftigungseffekt mit Faktor 3,8 aus. Heißt: Jeder der 100 Medl-Arbeitsplätze zieht 3,8 Arbeitsplätze in der Stadt nach sich. „Ein Spitzenwert“, so Dr. Karin Janssen (Pestel).

Das Modell funktioniert besser denn je. So kurbelt die Medl die Wende zu einer dezentralen Energieversorgung in Mülheim an. Bestes Beispiel dafür ist das wachsende Geschäft rund um die Inbetriebnahme von KWK-Anlagen. Sie produzierten 2013 gut 118.000 Megawattstunden Wärme (für 4308 Wohneinheiten) sowie nahezu 42.000 Megawattstunden Strom (7497 Einheiten). Weitere KWK-Projekte laufen (etwa Dümpten) beziehungsweise sind angedacht (St. Marien-Hospital, Gewerbeprojekt Solinger Straße in Saarn). Bachmann glaubt, dass Mülheim, weil in dieser Sache viele an einem Strang ziehen, auf diese Weise die Energiewende schaffen kann. Zudem das Ziel, bis 2030 50 % weniger CO2 auszustoßen.

Gaspreis seit Jahren stabil

Seit Oktober 2010 hält die Medl den Gaspreis stabil, der Kombitarif „Doppelwatt“ (Gas/Strom) und das junge Strom-Produkt „medlstrompur“ sind seit jeher stabil im Preis. Diese offensive Preispolitik bringt laut Bachmann neue Kunden. Auf dem Strommarkt bläst er gar zum Angriff auf den im Preisvergleich klar unterlegenen Platzhirschen RWE. „Wir wollen Grundversorger werden“, sagt Bachmann. Heißt: Auf Sicht will die Medl mehr Stromkunden in Mülheim haben als der Essener Konzern. Was den Mitgesellschafter RWE offenbar kalt lässt.