Mülheim. Bereits zum zweiten Mal wurde die Kindertagesstätte „Arche“als Reggio-Kindergarten ausgezeichnet. Die Reggio-Pädagogik wurde 1991 von der UNESCO als die weltweit beste Pädagogik für Kinder im Vorschulalter ernannt. Der Raum gilt hier als dritter Erzieher.
Mit den Stärken und nicht gegen die Schwächen der Kinder arbeiten – so lautet das Prinzip im Kindergarten „Arche“ an der Kluse. Dafür wurde er jetzt bereits zum zweiten mal mit der „Reggio-Zertifizierung“ ausgezeichnet.
Der Kindergarten „Arche“ ist die einzige Einrichtung in Mülheim, die nach dem Konzept der Reggio-Pädagogik arbeitet. Ihren Namen verdankt die Reggio-Pädagogik der italienischen Stadt Reggio Emilia – dort wurde das Konzept in den 70er Jahren entwickelt und 1991 von der UNESCO als die weltweit beste Pädagogik für Kinder im Vorschulalter ernannt.
Herzstück: Projektorientierung
Kennengelernt haben Kindergartenleiterin Gabriele Becker und ihre Stellvertreterin Gaby Backes das Prinzip auf einer Studienreise nach Reggio Emilia. Sie konnten sich vor Ort von dem Konzept überzeugen und waren von Anfang an so begeistert, dass sie die Reggio-Pädagogik auch in ihren Kindergarten transportieren wollten. „Die Kinder haben bei dieser Form einen ganz anderen Stellenwert, als wir das bis dahin kannten“, so Gaby Backes. „Die Arbeit, die wir vorher gemacht haben, haben wir dann auf einmal in Frage gestellt.
Um Reggio-basiert arbeiten zu können, wurde eigens der Kindergarten umgebaut. Denn zu dem Erziehungsprinzip gehört auch der Raum als „dritter Erzieher“. Er bietet den Kindern auf der einen Seite Geborgenheit, auf der anderen Seite stellt er für die Kinder auch eine Art Herausforderung, eine Stimulation dar. Einen sehr großen Stellenwert nimmt auch die Projektorientierung ein und kann auch als Herzstück der Reggio-Pädagogik bezeichnet werden. „Diese Projekte entstehen manchmal durch puren Zufall“, meint Gabriele Becker. „Momentan beschäftigen wir uns mit den Sinnen und der Wahrnehmung, da wir beobachtet haben, wie gerne die Kinder im Matsch oder Sand spielen, ihn durch die Hände gleiten lassen.“
Erzieher fungieren als Beobachter
Beobachten – auch das ist eines der Schlagwörter. Die Erzieher fungieren in der Regel bei dieser Form der Erziehung nur als Beobachter und als Impulsgeber. „Wir begleiten die Kinder, geben aber nicht vor, was sie zu tun haben“, erklärt Gaby Backes. „Denn die Kinder sollen sich stets individuell und nach ihren Möglichkeiten entfalten.“ Im Gegensatz zu anderen Einrichtungen gibt es in der Arche daher keine Bastelstunde oder feste Essens- oder Schlafenzeiten. Die Kinder können sich in den Räumen der Einrichtung so frei bewegen, wie sie wollen. Denn Reggio-Pädagogik meint auch: Das Kind als Konstrukteur seiner Wirklichkeit – es schaut, wo es lang geht und eben nicht der Erwachsene.