Mülheim. . Oder können sich die Träger doch auf längere Öffnungszeiten einigen? Die Debatte um den Umfang der Kita-Betreuung findet in vielen Mülheimer Einrichtungen statt; die Eltern wünschen sich vor allem flexiblere Modelle. Bei einer Infoveranstaltung im Rathaus schilderten sie ihre Erfahrungen.
„16 Uhr ist keine Öffnungszeit, mit der man als Vollzeitkraft klarkommen kann.“ Das ist Monika Brencker klar. Und doch: Wenngleich sie Verständnis hat für berufstätige Eltern, die sich nach längeren und deutlich flexibleren Kita-Öffnungszeiten sehnen, sieht die Leiterin des ökumenischen Familienzentrums Muhrenkamp kaum eine Chance auf baldige Änderung. Hauptgrund sind – wie so oft – die allzu leeren Kassen. „Mit dem aktuellen Personalschlüssel kann ich längere Betreuungszeiten nicht gewährleisten.“ Und für mehr Personal fehle schlicht wieder einmal das Geld.
Diskutiert werde aktuell, ob man Tagesmütter einsetzen könne für die zusätzlichen Betreuung in den Kitas. Das jedoch sei schwierig, glaubt Brencker, denn es sei doch wenig attraktiv, beispielsweise nur von 16 bis 18 Uhr zu arbeiten.
„Die Kolleginnen würden das allerdings nicht sehr glücklich finden“
Im „Fidelbär“, dem Familienzentrum am Hans-Böckler-Platz, gibt es bis dato auch kaum Bedarf für längere Öffnungszeiten, weiß Leiterin Beate Staudinger. Nur wenige Eltern seien berufstätig. Künftig aber hätten Eltern mit Job bei der Vergabe neuer Kita-Plätze die besseren Chancen, weshalb sich der Bedarf möglicherweise bald ändere. Wenn es tatsächlich so käme, dass die Kita – sagen wir – bis 20 Uhr aufhat, „würden die Kolleginnen das allerdings nicht sehr glücklich finden“, so Staudinger. „Wir haben uns den Job ja bewusst ausgesucht“ – also gerade mit zivilen Arbeitszeiten. „Vor allem bei Kolleginnen mit Kindern würde mir die Umsetzung schwerfallen – solche Zeiten sind ja nicht sehr förderlich für die Familie.“
Förderlich müsse jede Form der Unterbringung vor allem für die Kinder sein, betont Wiebke Niemeier vom Kita-Zweckverband, der in Mülheim Träger 16 katholischer Kitas ist. In ihrem Haus sei man offen für vieles, „allerdings nur, wenn es eine finanzielle Förderung gibt“. Jede Option aber stehe unter einer Prämisse: „Wir brauchen Kontinuität in der Betreuung – Kinder dürfen nicht zu Objekten werden, die einfach abgeschoben werden.“
Auch bei der Stadt ist das Thema angekommen
Auch bei der Stadt ist das Thema angekommen. An einer Infoveranstaltung für Eltern – initiiert von Kita-Betreiberin Margarete Protze, die Patin ist in der städtischen Leitbild-Debatte – nahm am Montag auch Ingolf Ferner, Abteilungsleiter im Jugendamt, teil. Er hörte u.a. die Geschichte einer Mülheimerin, deren Tochter (30) alsbald Kinder bekommen möchte, sich jedoch Sorgen macht, weil sie in der Altenpflege im Schichtdienst tätig ist. Flexibilität also sei es, was sie sich erhoffe von einer Betreuung. Das wünscht sich auch Birgit Weustermann, Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Ruhr West. Im Schnitt hätten rund zehn Prozent der Studierenden Kinder, und auch die wollen flexibel versorgt werden. Denn die Vorlesungszeiten seien nun mal von Tag zu Tag verschieden.
Ist 16 Uhr wirklich das letzte Wort und muss man an der Fünf-Tage-Woche festhalten, fragten die Teilnehmer. Es gebe ja auch Menschen, die samstags arbeiten. Ferner versprach, die Anregungen weiterzugeben und nach Lösungen zu suchen.