Mülheim. . In die Debatte um erweiterte Öffnungszeiten von Kitas in Mülheim haben sich nun auch Vertreter der Stadt eingeschaltet: 16 Uhr müsse keinesfalls das letzte Wort sein, sagt Sozialdezernent Ulrich Ernst, doch so umfänglich, wie sich das mancher vielleicht erhoffe, lasse sich die Sache auch nicht umsetzen.
Ist 16 Uhr für Kitas wirklich das letzte Wort? Unter dieser Überschrift berichteten wir jüngst über die aktuelle Debatte rund um die Öffnungszeiten von Kindertagesstätten. Nun meldeten sich Sozialdezernent Ulrich Ernst und Lydia Schallwig, stellvertretende Leiterin des Amtes für Kinder, Jugend und Schule, zu Wort. Und beantworteten die Ausgangsfrage mit einem klaren: Nein! Auch ihnen gefällt Flexibilität, auch sie wünschen sich ein System, dass individuelle Bedürfnisse berücksichtigen kann. Doch die Qualität der Betreuung dürfe unter erweiterten Zeiten keinesfalls leiden, betonen sie, und es könne auch nicht nur um Interessen von Einzelpersonen gehen.
Ulrich Ernst sind einige Punkte besonders wichtig in der Diskussion. Zunächst: „Kinder sollten möglichst früh mit der Kita anfangen“ – denn erwiesen sei, dass Kinder mit langer Kita-Geschichte bei Einschulungstests die besten Ergebnisse erzielen. Zudem: „Jegliche Idee für den Kita-Alltag muss daran gemessen werden, ob sie qualitativ hochwertiges Arbeiten und echte Bildung für die Jungen und Mädchen noch erlaubt.“ Und stets bedacht werden müsse natürlich auch, dass das Geld endlich ist. Das Land weise zwar Mittel zu, aber nur in der vom Kinderbildungsgesetz festgelegten Höhe. „Zusätzliche kommunalen Mittel dürfen wir nicht verwenden.“ Höhere Elternbeiträge seien eine Option – doch sicher keine, die auf sonderlich viel Gegenliebe stieße.
Für die Betreuung müssen stets zwei Kräfte vor Ort sein
Zu den aktuellen Bedingungen seien Lösungen von 7 Uhr früh bis 18 Uhr abends denkbar, so Schallwig, zumindest in einigen größeren Kitas. Ein Bedarf darüber hinaus könne schwerlich umgesetzt werden, da für die Betreuung stets mindestens zwei Kräfte vor Ort sein müssen – „über den Tag verteilt und vor allem zu Kernzeiten würden diese Kräfte dann fehlen“.
Frühere Versuche in Kitas fanden kaum Anhänger
In den Kitas an Sellerbeckstraße und Hans-Böckler-Platz gab es in der Vergangenheit Öffnungszeiten bis 18 Uhr. „Doch immer wenn wir erweitert haben, sind wir bald zurückgerudert“, so Schallwig. Der Bedarf habe nie langfristig bestanden.
Dabei habe man stets die Hoffnung gehabt, dass sich Einrichtungen mit besonderen Zeiten im Stadtteil etablieren.
Der Bedarf an großartig geänderten Betreuungszeiten sei bis dato ohnehin nicht erkennbar: Mindestens zehn bis 15 Familien müssten schon nachfragen, bevor man gravierende Änderungen vornehme. Andernfalls könne es auch für die Kinder unschön werden: „Wenn wir den Tag so zerfleddern, dass die Kleinen kaum noch mit anderen zusammen sind und Rituale wie den Morgenkreis verpassen, wird es schwierig“, sagt Schallwig. Dennoch betont sie: „Wir finden für jeden eine Lösung.“ Eltern, die ihr Kind zu ungewöhnlichen Tages- oder Nachtzeiten unterbringen müssten, empfehle sie für die Überbrückung etwa eine Tagesmutter.