Mülheim. . Mülheims Kinderschutzbund stellt erfreut fest, dass Gewalt an Kindern in den vergangenen Jahren eine seltenere Erscheinung geworden ist. Der Verein hat aber eine andere Sorge: Die Vernachlässigung nehme zu. Grundlegende Dinge klappten in vielen Familien nicht.

Mülheims Kinderschutzbund stellt erfreut fest, dass Gewalt an Kindern in den vergangenen Jahren eine seltenere Erscheinung geworden ist. Der Verein hat aber eine andere Sorge: Die Vernachlässigung nehme zu.

Der Neujahrsempfang ist traditionell eine gute Gelegenheit, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und innezuhalten. Auch der Kinderschutzbund pflegt diese Tradition, lädt Mitglieder, Freunde, Unterstützer zum Austausch ein, möchte Dank sagen. Das übernahm am Sonntag die 1. Vorsitzende Dr. Ursula Faupel, erinnert an die seit 61 Jahren dauernden, unermüdlichen Anstrengungen des Vereins, die Situation der Kinder in Deutschland zu verbessern.

„Die Gewalt gegenüber Kindern hat über die Jahre abgenommen“,empfindet die Kinderärztin. „Ich glaube auch, dass das BGB-Gesetz aus dem Jahr 2000, das Recht des Kindes auf gewaltlose Erziehung, dazu geführt hat.“ Kinder zu schlagen, sei eben nicht mehr nur moralisch verwerflich, sondern eine Straftat.

Die Vernachlässigung von Kindern sei hingegen in den Vordergrund gerückt. Es gebe viele Kinder, um die sich wenig gekümmert werde, seien es Kinder aus Trennungsfamilien oder aus Familien mit bildungsfernem oder sozial schwachem Hintergrund. Dr. Faupel würde sich wieder verpflichtende Kurse für junge Eltern wünschen, wie sie in früheren Jahren durchaus üblich waren. Aber auch der Leistungsdruck auf Kinder sei viel größer geworden.

Eltern seien heute manchmal mit ihrem Kopf nicht bei ihren Kindern, sondern eher bei ihrem Handy, so Sozialarbeiterin Martina Bies, die mit Monika Goltsche den Kinderschutzbund leitet. Die grundlegenden Dinge klappten oft nicht mehr. „Wie soll ich Fürsorglichkeit weitergeben, wenn ich sie selbst nie erfahren oder gelernt habe?“, fragt Bies. Der Beratungsbedarf war 2013 bei 170 Kontakten unverändert hoch. „Wir haben immer die Hoffnung, mit unserer Arbeit etwas bewegen zu können“, sagt Bies. „Wir können nicht oft genug betonen: Hier bei uns an der Schloßstraße 31, unter der Telefonnummer 47 84 51, bekommt man Hilfe!“ Der Kinderschutzbund biete kostenlose Gespräche, medizinische Unterstützung. Es gebe einen Elterntreff, die interkulturelle Mädchengruppe und nun ein neues musikalisches Projekt für Mädchen und Kleinkinder.