Mülheim. . Bei der Ausstellungseröffnung „B1/A40 - Die Schönheit der großen Straße“ am Eichbaum bleibt die überregionale Kulturszene weitgehend unter sich. Die U-Bahn-Haltestelle wird immer noch von vielen Anwohnern als hässlich und als Angstraum empfunden.
Selbst am Samstagabend zur besten WM-Zeit dröhnt der Lärm der Autobahn A 40 noch auf den Platz der U-Bahn-Haltestelle Eichbaum herunter. Markus Ambach verschafft sich mit dem Mikrofon Gehör: Die A40 sei eine „harte Zäsur, die Räume und Menschen auseinander reißt“, sagt Ambach.
Als Kritik an einer möglicherweise verfehlten Verkehrsplanung ist das allerdings nur bedingt zu verstehen. Die gut 80 Menschen haben sich nicht zum Protest versammelt. Ambach eröffnet vielmehr hier eine Ausstellung mit dem scheinbar unverfänglichen Titel „B1 / A40: Die Schönheit der großen Straße“, deren Projektleiter er ist. Sie besteht aus vielen Kunstorten, die sich entlang der A40 zwischen Duisburg und Dortmund reihen, und sich mit der Bedeutung der Verkehrsader und ihren Wechselwirkungen mit Anwohnern und Landschaft auseinandersetzen.
Projekt als Fortführung der Kulturhauptstadt
Um die Mülheimer U-Bahnhaltestelle herum haben Künstler acht Projekte entwickelt, darunter eine Rennstrecke für Modellautos, eine „Landmetzgerei“, die A40-Wurst serviert, ein Taubenschlag, eine Theaterbühne. Bereits vor einem Jahr ist der Container an der Haltestelle gewollt protzig in Goldfarbe getaucht worden, er dient als Ankerpunkt für die Wegstrecke, die alle Kunstorte verbindet.
Manches davon wirkt niedlich, klischeehaft. Das Publikum scheint angetan, ob von der Kunst oder dem zwiespältigen, konfliktträchtigen Ort bleibt dabei offen. Kuratorin Katja Assmann lobt das Projekt als Fortführung der Kulturhauptstadt und sieht in den heutigen Projekten einen Versuch, die „Energie aufzugreifen, die durch Kunst entstanden ist“. Projektleiter Markus Ambach zeigt sich begeistert darüber, wie die Menschen im Ruhrgebiet „aus dieser Situation eine Stärke machen“.
Mit künstlerischen Mitteln aufgewertet
Allerdings fällt deutlich auf, dass zum Anlass die überregionale Kulturszene unter sich bleibt. Die reichlich gelobten Anwohner sieht man nur vereinzelt vor dem Gold-Container. Die unter vielen Anwohnern als Angstraum wahrgenommene Haltestelle wurde zwar immer wieder mit künstlerischen Mitteln aufgewertet. Nur eines gelang nicht: ein Ort, an dem sich die Menschen gerne aufhalten.
„Es war wie ein Traum“, schwärmt eine Anwohnerin besonders von der Eichbaum-Oper, an der sich die Bürger mit Texten und eigener Stimme beteiligten. Für die aktuelle Ausstellung seien hingegen nicht einmal Künstler aus Mülheim einbezogen worden, will sie wissen. Auch die Haltestelle ist nach wie vor mit Graffiti übersät, ein Unort: „Wenn meine Frau gegen Abend mit der U18 ankommt, hol’ ich sie immer ab“, erzählt ein Mann. Das Gefühl von Unsicherheit sitzt bei einigen Anwohnern offenbar so tief, wie die Enttäuschung über die geplatzten Hoffnungen auf Veränderung.