Mülheim. Die U-Bahnhaltestelle Rhein-Ruhr-Zentrum wird saniert und ist gesperrt. Noch bis September kurvt deshalb ein Shuttlebus zwischen Mülheim und Essen und bringt Kunden zur Mall. Der Schienenersatzverkehr, das zeigt eine Rundfahrt, läuft prima - doch die meisten Mülheimer gehen lieber zu Fuß.
Die Haltestelle Rhein-Ruhr-Zentrum sieht man derzeit nur im Vorbeifahren. Voraussichtlich bis Mitte September bleibt der Stopp der U18 gesperrt, während er saniert und barrierefrei ausgebaut wird. So lange pendelt ein Shuttlebus zwischen den davor und dahinter liegenden Haltestellen und dem Einkaufszentrum. Eine Probefahrt zeigte nun: Es läuft – und die Fahrgäste auch.
Die Plakate, die auf die Sperrung hinweisen, sind an den U-Bahn-Stationen nicht zu übersehen. Auch auf den elektronischen Anzeigetafeln wird es eingeblendet. Dort findet sich zudem der Hinweis, dass der Halt Rosendellerstraße für „mobilitätseingeschränkte Menschen“ nicht geeignet ist. Da verwundert die Durchsage, die bei der Einfahrt in jenen Bahnhof durch die Waggons schallt und Fahrgäste mit dem Ziel RRZ bittet, doch hier auszusteigen und per Shuttle weiterzufahren.
Haltestelle kaum genutzt
Dem folgen eine Reihe Passagiere – zumindest teilweise: Denn die Wenigsten gehen tatsächlich zur Bushaltestelle, sondern vielmehr quer über die Straße gen Mall. Wer das nicht tut, fällt auf. „Junge Frau! Sie wollen doch hier nicht warten! Sie sind doch gut zu Fuß!“, wirbt ein älterer Herr um Mitläufer und macht mit seinem Blick deutlich, was er von der Antwort hält, den Shuttleverkehr testen zu wollen: Alles faule Ausreden – im wahrsten Wortsinn.
Nächstes Mal wird auch Irmgard Weseler wieder den Fußweg nehmen, den ihr jüngst „zwei nette junge Männer“ zeigten. „Nur ein kurzes Stück“ war das und viel schneller, als mit dem Bus „kreuz und quer“ nach Heißen zu fahren. Noch dazu ist der Spaziergang kostenlos. Denn der Bus, der nun an der Rosendellerstraße vorfährt und Wartende aufnimmt, ist nicht der Shuttle-, sondern ein normaler Linienbus: Der 145er ist dem Essener Gebiet zugeordnet und macht für Fahrgäste mit Mülheimer Fahrschein ein Zusatzticket nötig. 1,50 € kosten Irmgard Weseler die großzügig geschätzten zwei Fahrtminuten. „Das passiert mir nicht noch einmal!“
Keine Extra-Gebühren
Wer aber den mit SEV (Schienenersatzverkehr) gekennzeichneten Bus nimmt, muss nichts extra zahlen. Im Zehn-Minuten-Takt kurvt er vom RRZ zur Wickenburg und über die Rosendeller zurück. Über die A40 fährt er, vorbei am stillgelegten U-Bahnhof, der ohne Dach und mit vielen Baugerüsten weit von der modellhaften Zukunftsversion entfernt ist, die Schilder am RRZ-Busbahnhof zeigen.
Auch interessant
Eigentlich, sagt eine Passagierin, würde sie ja nicht über Essen in die Mülheimer Stadtmitte fahren, aber ihre Einkaufstasche ist so schwer. Und der Fahrplan scheint abgestimmt: Kaum hat man den Essener Bahnsteig erreicht, fährt die U-Bahn gen Mülheim ein. Dennoch rät die Dame: „Nächstes Mal sollten Sie laufen. Das ist viel einfacher.“