Mülheim.
Der Bühnenbildner und Mitbegründer des Theater an der Ruhr, Gralf-Edzard Habben, feiert heute seinen 80. Geburtstag. Unzählige Bühnenbildkompositionen hat er für das Theater an der Ruhr entworfen, auch das charakteristische Logo des Theaters stammt aus seiner Hand. WAZ-Mitarbeiterin Mareike Kluck sprach mit dem langjährigen Weggefährten Roberto Ciullis, der auch kürzlich seinen 80. Geburtstag groß gefeiert hat.
Herr Habben, wie werden Sie Ihren Ehretag heute feiern?
Roberto Ciullis: Überhaupt nicht. Es ist ein ganz normaler Tag wie jeder andere auch. Ich werde aber nicht im Theater sein, sondern irgendwo, wo mich keiner findet. Ich habe einfach keine Lust auf großen Trubel. Wir haben ja auf wunderbare Weise Robertos Geburtstag gefeiert und diese sehr gelungene Feier würde ich gerne einfach so stehen lassen. Ich werde mit meiner Frau in ein nettes kleines Restaurant gehen und das war es aber auch dann.
Sie sind Mitbegründer des Theater an der Ruhr und haben dort sehr viel erlebt. Welche Ereignisse oder Eindrücke sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Ciullis: Wir haben mit dem Theater an der Ruhr auch sehr viele Auslandsreisen gemacht. Ganz besondere Eindrücke habe ich aus Bagdad, wo wir ein Jahr vor dem Krieg waren, mitgenommen und auch aus dem Iran, aus Teheran speziell. Da haben wir mit den dortigen Werkstätten das Bühnenbild praktisch neu gebaut, weil wir es nicht transportieren konnten. Das sind schon Dinge, die unvergessen sind.
Gibt es Bühnenbilder, die Sie entworfen haben, oder auch Stücke, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Ciullis: Das letzte Bild ist immer der Meilenstein. Theater ist ja eine sehr vergängliche Geschichte. Es ist nicht wie ein Film, der in Form einer Konserve über Jahrzehnte bewahrt wird. Wir haben Aufführungen, die aus der Frühzeit des Theaters stammen, wie zum Beispiel „Kaspar“, die wir immer noch gerne spielen und auch gut finden aber ansonsten ist Theater eine vergängliche Kunst. Und so auch das Bühnenbild. Das ist auch in Ordnung, denn Vergänglichkeit ist Teil des Lebens.
Sie malen in Ihrer Freizeit?
Ciullis: Ja, momentan aber eher sehr sporadisch. Im Moment interessiert mich eher eine bestimmte Form der Fotografie. Also fotografiere ich Absonderlichkeiten. Keine Tiere, keine Menschen, keine Natur, sondern Kanaldeckel und ähnliche Merkwürdigkeiten. Die Franzosen sagen „Trouvaille“, das sind Fundsachen, die einem auf dem Wege einfach so begegnen. Da habe ich großes Vergnügen dran und das mache ich auch nur für mich.
Habben lebt abwechselnd in Moers und in Frankreich
Gralf-Edzard Habben wurde am 13. Juni 1934 in Moers geboren. Sein Studiumabsolvierte er an der Werkkunstschule Krefeld und an der Ecole des Beaux Arts in Toulouse.
Bevor er das Theater an der Ruhr 1980 mitbegündete, arbeitete Habben unter anderem an Theatern in Göttingen, Frankfurt, Berlin, Karlsruhe, Hamburg, Köln, Düsseldorf und Wuppertal und hatte verschiedene Gastprofessuren inne.
Der Bühnenbildner lebt abwechselnd in Moers und in Pordic in der Bretagne.
Wie würden Sie Ihre langjährige Arbeit am Theater an der Ruhr beschreiben?
Ciullis: Als einen Weg, den ich mit sehr viel Freude gegangen bin. Picasso hat einmal gesagt: „Ich suche nicht, ich finde“ und die Chinesen sagen: „Wer findet, hat nicht richtig gesucht“. Und ich sage: Suchen und Finden ist gleichermaßen unendlich wichtig.
Das ist doch das Vergnügen, dass man immer auf der Suche ist und dass man nie sicher sein kann, dass das, was man gefunden hat, auch das Richtige ist. Es gibt immer Alternativen. Aber für mich ist das Theater an der Ruhr einfach meine Heimat.
Wie und wo sehen Sie sich zukünftig?
Ciullis: Ich möchte jetzt nicht den lieben Gott bemühen. Ich weiß nicht, wie die Zukunft aussieht. Ich werde auf jeden Fall so lange arbeiten, wie ich überhaupt nur kann.
Aufhören kommt für mich nicht in Frage. Das würde mir ja jedwede Lebensgrundlage entziehen. Mein Leben ist immer das Theater gewesen und wird auch das Theater bleiben.