Mülheim. Vor der Hauptpost steht seit sechs Wochen ein scheinbar herrenloses Auto. Jetzt soll es endlich von der Straße verschwinden.
Er ist nun wirklich keine Schönheit mehr, trotzdem zieht er die Blicke von Passanten und Autohändlern auf sich: der schrottreife grüne Renault vor der Hauptpost. Mit abgefahrenen Reifen, Kratzern und Beulen im matten Lack gammelt das Gefährt seit Mitte April vor sich hin. „Wieso sind die Behörden nicht in der Lage, das Fahrzeug abschleppen zu lassen und sicherzustellen?“, fragt denn auch Leser Jürgen Korte.
Die Geschichte begann, als die Polizei die Insassen des Wagens kontrollierte. Hinterm Steuer saß ein 17-Jähriger aus Hamburg, der von zwei gleichaltrigen Freunden begleitet wurde. Der Fahrer hatte keinen Führerschein, und die Kennzeichen passten nicht zum Auto.
Es gibt einen neuen Halter
Trotzdem gelang es, den Eigentümer des Wagens zu ermitteln. Die grüne Umweltplakette deutet auf einen (früheren?) Besitzer aus Delmenhorst hin, verkauft wurde der Wagen einst von einem großen Händler in Schleswig-Holstein.
Inzwischen weiß man beim Ordnungsamt mehr. „Der von uns angeschriebene Eigentümer war nicht der letzte, inzwischen gibt es einen neuen Halter“, berichtet Kerstin Kunadt, Abteilungsleiterin im Ordnungsamt. Auch dieser bekam Post aus Mülheim: „Aber er hat sich bis heute Nachmittag nicht gemeldet.“
Frist ist abgelaufen
Die Frist, in der er seinen Wagen noch hätte abholen können, lief am gestrigen Dienstag aus. „Deshalb wird der Renault entweder am Mittwoch oder nur wenig später abgeschleppt und bei uns abgestellt“, kündigt Kerstin Kunadt an. Wo das sein wird, möchte sie aus Sorge vor Diebstählen nicht verraten.
Dass manche Bürger kaum Verständnis für die Dauer des Verfahrens aufbringen, das kann sie nachvollziehen. Als Abteilungsleiterin Allgemeine Gefahrenabwehr und zentraler Außendienst kennt sie allerdings die Hintergründe. So wurden dem Ordnungsamt allein im 1. Quartal 166 am Straßenrand gammelnde Wagen gemeldet. Doch der Mitarbeiter, der sich um sie kümmern soll, ist seit Dezember 2012 erkrankt. „Nun bearbeitet eine Kollegin die Fälle, aber nur nebenher“, so Kerstin Kunadt. Nur: Ein reguläres Verfahren, in dem alle Fristen gewahrt und alle rechtlichen Möglichkeiten berücksichtigt werden, dauere etwa ein Vierteljahr. Wenn ein Auto nicht verkehrsgefährdend steht, werde es eben nicht abgeschleppt. Kerstin Kunadt: „Der Renault ist allerdings ein Zwischending. Deshalb kommt er jetzt weg.“