Mülheim. . Heute feiert der Dümptener Pfarrer Manfred von Schwartzenberg seinen 70 Geburtstag. Dankbar blickt er auf sein bisheriges Leben zurück – doch ein bisschen Angst vor der Zukunft und dem Älterwerden begleitet ihn ebenfalls.

Den 70. Geburtstag zu feiern, das bedeutet auch, sich mit der Angst vor dem Älterwerden zu beschäftigen. Ein Pfarrer ist davor gefeit, könnte man meinen. Er hat ja Gott, und wer Gott hat, braucht keine Angst zu haben, oder?

Pfarrer Manfred von Schwartzenberg wird heute 70. Höhepunkt seiner Feier, zu der er „niemanden ein-, aber auch keinen auslädt“, soll eine Messe sein, in der er Menschen danken möchte, die ihm Vorbild und Wegbegleiter waren: Eltern, Freunden, Gemeindemitgliedern – „und auch dem lieben Gott, wenn es ihn denn gibt“. Auch für einen Pfarrer scheint die Sache mit dem Gottvertrauen also nicht immer einfach zu sein: Natürlich habe er Angst, sagt von Schwartzenberg. Nicht vor den Jahren als fitter Senior mit tollen Freizeitplänen, sondern vor dem „richtigen Altwerden“. Er hat vieles gesehen in seinen 43 Priesterjahren, er hat sich um Jugendliche gekümmert, um Familien, aber auch um die Alten und Kranken. Was ihm Mut macht, ist nicht allein sein Glaube: Es ist vielmehr die Treue und Liebe zwischen den Menschen – denn auch die hat er oft gesehen.

„Die Menschen sind das Wichtigste“

Überhaupt sind es die Menschen, die ihm stets das Wichtigste waren, die für ihn gar das Wesen einer Stadt ausmachen. Während seiner Zeit als Kaplan in Gelsenkirchen und in Styrum, der Jahre als Bundeswehrpfarrer in Augustdorf und Militärdekan in Bonn und schließlich, seit 1992, als Leiter der Gemeinde St. Barbara in Dümpten.

„Es ist nicht die Atmosphäre der Altstadt, die Funktionalität von Einkaufsstraßen oder die kulturellen Angebote, die eine Stadt ausmachen“, sagt von Schwartzenberg, „natürlich finde ich schön, wenn es das gibt – aber am wichtigsten sind doch immer die Menschen selbst“. Die in Mülheim, nebenbei bemerkt, ziemlich meinungsstark sind. „Motzstadt Mülheim“ – ist da eigentlich was dran? Da bleibt der Pfarrer diplomatisch: Es gehöre zum Wesen der Demokratie, dass Bürger den Mund aufmachten. „Wir müssen froh sein, wenn sich die Menschen rühren.“

„Ich bin nicht der Sonnyboy“

Sich selbst würde er allerdings nicht als besonders politisch bezeichnen – natürlich befasse er sich mit den Versprechungen der Parteien, und wisse auch um deren Grenzen, ebenso um den guten Willen und die Unmöglichkeit, „alles, was man Gutes will, auch zu realisieren“, aber: „Meine Partei ist ohne Zweifel die Kirche.“

Aber hat er nie mit dieser Partei gehadert? „Nicht mit der Kirche als solcher habe ich gehadert, sondern mit den Umständen“, sagt von Schwartzenberg. Doch auch mit Gott ist er nicht immer so sehr im Reinen, wie man sich das bei einem Pfarrer vorstellt. „Mein Glaube ist auch von Zweifeln durchsetzt – ich bin nicht der Sonnyboy, der sagt: ,Prima, der liebe Gott ist ein ganz Patenter’.“ Überzeugt ist er hingegen von der menschenfreundlichen Lehre Jesu Christi. „Dienen statt herrschen“ – ein Prinzip, dem auch er sich verpflichtet fühlt: So lange es Gesundheit, Kirchenregeln („mit 75 ist absolut Schluss“) und Planung des Bistums zulassen, bleibt er seiner Gemeinde treu.