Mülheim. Bei der Kreissynode am 24. Mai im Haus der Ev. Kirche werden drei Zukunftsszenarien für den Kirchenkreis an der Ruhr vorgestellt und diskutiert. Ob und in welcher Form sie umgesetzt werden, entscheiden die Synodalen - als Vertreter ihrer Gemeinden.
Viel hat sich in den letzten Jahren bewegt im Kirchenkreis an der Ruhr. „Es gab Gemeindefusionen, Zentren wurden aufgegeben und Personalstellen nicht wiederbesetzt. Wir müssen aber noch weiter sparen und uns darüber hinaus strukturell neu aufstellen“, sagt Superintendent Helmut Hitzbleck. Auf der Kreissynode am 24. Mai wird eine Steuerungsgruppe, die sich seit 2011 intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, ein Konzept zur Umgestaltung kirchlicher Arbeit vorstellen. Die Synodalen (Vertreter aus ev. Gemeinden und Kuratorien) sollen über drei Zukunftsszenarien diskutieren – und abstimmen.
Behalten die acht Gemeinden ihre Aufgaben und Befugnisse vor Ort? Soll es weitere Fusionen geben? Oder sind übergemeindliche Kompetenzzentren, die mit weltlichen Partnern kooperieren, zielführender? Diese Fragen muss jede Gemeinde für sich beantworten, von oben „verordnet“ werden kann die Abmagerungskur, die gleichzeitig Qualitätsoffensive sein soll, nicht.
Anpassung der Pfarrstellenzahl
1Das Zukunftsmodell Nr. 1 sieht ein „Denken und Handeln in drei Regionen“ vor (Lukas- und Markusgemeinde / Broich-Saarn-Speldorf mit Fliedner / Vereinte Ev. Gemeinde plus Heißen und Kettwig). In „Regionalkonferenzen“ könnten gemeindeübergreifende Arbeitsschwerpunkte koordiniert und solidarisch finanziert werden, die einzelnen Gemeinden blieben aber Arbeitgeber. Gespart werden könne so langfristig an Pfarrstellen oder der Seelsorge für das kath. Krankenhaus. Zudem könnten die Zahl der Jugendreferenten von 8,22 auf sechs reduziert (75.000 € jährlich) und zwei Kirchenmusiker-Stellen gestrichen (150.000 Euro) werden. Einsparpotenzial sieht man auch in der Ladenkirche, beim Schulreferat und dem Diakonischen Werk. Eruiert werden soll, ob auch bei Familienbildungsstätte, Notfallseelsorge oder Öffentlichkeitsarbeit geknappst werden kann.
2„Kirchliche Orte - Schnittstellen zur Gesellschaft“ nennt sich das Zukunftsszenario 2. Ziel ist es, Schnittmengen mit weltlichen Einrichtungen zu schaffen, sodass gemeinsam in Kompetenzzentren gemeinwohlorientierte Arbeit geleistet wird. Ausgebaut werden soll zudem die Familienarbeit. Durch Umlagefinanzierung sei dies zu bezahlen. „In den Gemeinden vor Ort kommt dann natürlich weniger Geld an“, so Pfarrer David Ruddat.
3Bei Szenario 3 bleibt „die Kirche im Dorf“. Es sieht vor, dass die acht Gemeinden mit all ihren Kompetenzen erhalten bleiben. Auf übergemeindliche Einrichtungen verzichtet man. Sparen könne man, indem die Familienbildungsstätte am Scharpenberg aufgelöst und dezentralisiert werde. Zudem könne die Verwaltung verschlankt, die Pfarrstellenzahl angepasst und Gebäudebestand aufgegeben werden.
„Die Familien stärken“
Die drei Zukunftsszenarien für „Evangelisch an der Ruhr 2020“ basieren auf dem Gedanken, dass Kirche geistliche Heimat sein, aber auch Angebote zur Lebensgestaltung und Orientierung machen und das gesellschaftliche Leben der Stadt mit prägen soll. Folgende Arbeitsfelder sieht die Steuerungsgruppe als wichtig an: Gottesdienste, Seelsorge, Erziehung/Bildung, gemeindliche und übergemeindliche Diakonie, Kirchenmusik, Ökumene, Ermutigung zum Glauben, Interreligiöser und -konfessioneller Dialog. „Künftig müssen wir uns aber auch intensiv der Stärkung der Familien widmen, was die religiöse Erziehung, aber auch die Unterstützung im Alltag betrifft“, sagt Pfarrer Ruddat. Unabdingbar bei der kirchlichen Arbeit sei auch die Vernetzung auf allen erdenklichen Ebenen, so Pfarrerin Dagmar Tietsch-Lipski.
Für die Zukunft ist im Kirchenkreis weiter mit zurückgehenden Mitgliederzahlen (aktuell: 56.500) und geringeren Kirchensteuereinnahmen zu rechnen. In 2014 sind es 6,2 Mio Euro plus 2,5 Mio (für Gehälter der Pfarrer/innen). 31% davon gehen an den Kirchenkreis, 69 % an die Gemeinden. Alles wird derzeit benötigt. Das Konzept der Steuerungsgruppe geht von einem Sparziel von 1,1 Mio € aus.
Die Kreissynode berät auch darüber, ob der Superintendent künftig hauptamtlich tätig sein soll - und nicht als freigestellter Pfarrer (Näheres dazu in einer weiteren Ausgabe.