Mülheim. . „Wahltag ist Zahltag“ lässt der Pastor von St. Engelbert verkünden. Der Mülheimer Pfarrer erinnert an den Schulkampf in Eppinghofen und gibt an die Gemeinde eine politische Empfehlung. Das stößt den Politikern bitter auf.
Kurz vor der Kommunalwahl meldet sich unter dem Thema „Wahltag ist Zahltag“ in einem Pfarrbrief der Pastor von St. Engelbert, Michael Clemens, zu Wort. Die Bürger in Eppinghofen hätten noch zwei Rechnungen offen, sagt er und erinnert an den Schulkampf vor zwei Jahren. Der „Viererbande“ aus CDU, FDP, Grüne und MBI wirft er vor, den Stadtteil hängen gelassen zu haben, und auch die SPD habe es an Unterstützung fehlen lassen. „Jetzt ist die Zeit, diesen Parteien die Rechnung aufzumachen, indem man sich ihnen verweigert.“
Es sei, so der Pastor, zwar nicht im Sinne des Christlichen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, „aber welche Möglichkeit haben Bürger in dieser Parteiendemokratie sonst, Parteien, die sie nicht vertreten, die Rote Karte zu zeigen?“
Für Erhalt der Schule eingesetzt
In der Politik erntet Clemens dafür Widerspruch – und Empörung: „Ich fühle mich an längst vergangene Zeiten erinnert, als am Wahlsonntag Priester von der Kanzel predigten, dass hinter dem „C“ das Kreuz zu machen sei“, sagt einer aus der „Viererbande“ und empfindet es als nicht tolerierbare Einmischung der Kirche. Das sei nicht ihre Aufgabe, das sei „Nachtreten“.
Clemens hat die Aussagen nicht unüberlegt gemacht. „Ich habe lange nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es unverschämt wäre, jetzt zu schweigen“, sagt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Er wolle die Menschen in Eppinghofen lediglich daran erinnern, welche Parteien es damals gewesen seien, die dem Stadtteil und den Menschen mit dem Aus für die weiterführende Schule vor Ort geschadet hätten. Als Wahlbeeinflussung empfindet er dies nicht: „Wo einer sein Kreuz auf dem Wahlzettel macht, entscheidet jeder selbst.“
Kommunalwahlen 2014Die beiden Kirchen hatten sich vor zwei Jahren stark für den Erhalt der Schule eingesetzt und den erfolgreichen Bürgerentscheid mit betrieben. Am Ende konnte die Schule dennoch nicht erhalten werden, weil die Schülerzahlen nicht ausreichten. Die Schuld dafür, dass es so gekommen ist, gibt so mancher in Eppinghofen nach wie vor weiten Teilen des Stadtrates. Ohne gutes Bildungsangebot, fürchtet jedoch der Pastor, gerate der Stadtteil, der es ohnehin sehr schwer habe, weiter in die Schieflage. Davor zu warnen, dagegen zu kämpfen, sei Aufgabe von Kirche.
"Kirche hat im Wahlkampf nichts zu suchen"
Politiker sehen in den Äußerungen des Pfarrers ein klares Votum für das neue Bürgerbündnis für Bildung, das erstmals zur Wahl antritt und aus der Eppinghofer Schulbewegung hervorgegangen ist.
Widerspruch gibt es für das Vorgehen auch aus Kirchenkreisen. Der Vorsitzende des Mülheimer Katholikenrates, Wolfgang Feldmann, sagt klar: „Kirche hat im Wahlkampf nichts zu suchen. Sie sollte keinen Einfluss nehmen.“