Mülheim. . Bis sie selbst bei einer Wahl ihre Kreuz machen können, dauert es für die meisten noch: Dennoch beschäftigte sich die Klasse 9d des Gymnasiums Heißen in einer Projektwoche mit Europapolitik. Drei eigene Parteien gründeten sie im Rahmen dessen – und die konnten sich nur auf eines einigen: erneuerbare Energien.

Politik – und vor allem Europapolitik – Jugendlichen nahezubringen, scheint nicht leicht. Wenn dann „die Zukunft der Energieversorgung Europas“ das zentrale Thema ist, klingt das noch komplizierter. Dass es das nicht sein muss, bewies die Klasse 9d des Gymnasiums Heißen. Freitag präsentierte sie die Ergebnisse ihrer Projektwoche, die von der Initiative „Jugend denkt Europa“ der Robert Bosch Stiftung organisiert und vom Politologen Axel Strasser begleitet wurde. Drei fiktive Parteien zogen da in den Wahlkampf.

Ob die Wahl am Ende rechtmäßig war, daran durfte man als unbeteiligter Beobachter seine Zweifel haben. Da wurden die 35 Stimmen für die Umweltpartei nicht nur grob, sondern großzügig geschätzt. Während sich die Mitglieder der Wirtschaftspartei nicht selbst wählen durften. Dennoch war es eine kurzweilige und erhellende Stunde in der Heißener Stadtteilbücherei, die gerade durch ihre Zuspitzung Zusammenhänge aufzeigte.

Da war die Umweltpartei Europas (UPE). Mit selbst gemachtem Wahlplakat samt grünem Kleeblatt traten die Mädels aufs Podium und stellten ihr Programm vor: Den CO2-Ausstoß um 75 % wollten sie u.a. reduzieren, Atomkraftwerke sofort abschalten, Existenzgründungen durch Wirtschaftspartnerschaften fördern und die Vereinbarkeit von Familien und Beruf.

Erneuerbare Energien wollten alle fördern

Anderes die Partei Wirtschaft für Europa, kurz WFE: Zwei Jungs stellen die Ziele vor und statt selbst gebasteltem Plakat gibt es Powerpoint-Präsentation. Europa als Wirtschaftsmacht etablieren wollte die WFE, Subventionen abschaffen, den Binnenmarkt ausweiten und den Mittelstand fördern, mehr Geld in Forschung stecken und ein Freihandelsabkommen mit den USA.

Dritte Partei im Bunde war die „soziale Partei“ CESP: Sie forderte etwa einen europaweiten Mindestlohn, die Rente mit 63, eine europaweite Mietpreisbremse, eine Mehrwertsteuer von 15 % und mehr Volksentscheide.

Die Abgrenzung der Parteien war eindeutlich – Wirtschaft und Soziales, an diesem Vormittag hatte das keine Schnittmenge. Einigkeit herrschte nur beim Kernthema: Erneuerbare Energien wollten alle fördern, sahen darin Chancen für den Arbeitsmarkt. Am Ende ist es die Wirtschaftspartei, die die Wahl für sich entscheidet.

Die Schüler der 9d jedenfalls haben das Gefühl, einen Einblick in Energiepolitik erhalten zu haben, wie der 14-jährige Csongor Mathé betont. Charlotte Emunds hat vor allem eines mitgenommen: „Wie wichtig es ist, dass man wählt. Jede Stimme zählt!“ Da muss die 15-Jährige jedoch noch etwas warten.