Mülheim. Das Mülheimer Zentrum „together“, in dem sich junge Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle treffen, ist in neue Räume an der Teinerstraße gezogen. Dass junge Leute im Alltag mehr Leistungsdruck und weniger Zeit haben, spüren die Berater auch hier.

Zehn Jahre befand sich „together“, der Treff für junge Lesben, Schwule, Bi- oder Transsexuelle, in der Wertgasse. Vor wenigen Wochen ist das Zentrum in neue Räume an der Teinerstraße 26 gezogen, aber mitten in der Altstadt geblieben. Was ihnen und den 14- bis 27-jährigen Besuchern wichtig ist, erläutern Suse von Nordheim, Harry Kirchwehm und Torsten Schrodt vom SVLS e.V., die die Jugendlichen beraten.

Warum ist das „together“ überhaupt umgezogen?

Suse von Nordheim: Neue Räumlichkeiten eröffnen die Chance, alles anders zu gestalten. Die früheren Räume erreichte man auch nur über eine Treppe, während es hier barrierefreien Zugang gibt. Außerdem ist es kostengünstiger, obwohl wir gleich viel Platz haben, etwa 70 qm.

Was war bei der Einrichtung besonders wichtig?

Nordheim: Dass es freundlich und hell ist. Wohlfühlatmosphäre. Die Jugendlichen haben sich auch mehr Offenheit gewünscht.

Wie viele Besucher kommen an einem durchschnittlichen Abend?

Nordheim: Das ist sehr unterschiedlich, zwischen 15 und 30 Leute. Montags ist hier Mädelstreff für alle, die sich als Frau definieren. Dann sind es nur fünf bis zehn.

Torsten Schrodt: Das führt immer zur Frage, ob der Mädelstreff überhaupt noch Sinn macht. Aber gerade für junge lesbische Frauen ist es zumindest zu Beginn wohl wichtig, einen eigenen Treffpunkt zu haben.

Welche Themen bewegen die jungen Leute besonders?

Nordheim: Ein Thema, was mir schon häufig begegnet ist: Coming-out in der Berufswelt. Es ist ja auch verständlicherweise nicht leicht, damit umzugehen.

Schrodt: Was ich oft mitbekomme, ist Stress, Überforderung. Die jungen Leute wollen schnell ihre Schulausbildung durchziehen, gut durchs Studium kommen, ihre Partnerschaft organisieren. Viele sind sehr leistungsorientiert, der Konkurrenzkampf scheint groß.

Gilt das nicht generell?

Schrodt: Ja, grundsätzlich leben Jugendliche heute mehr im Stress als früher. Aber ich glaube, dass junge Schwule und Lesben immer noch ein Stigma haben und oft versuchen, dies durch besonders gute Leistungen zu kompensieren. Wir versuchen, gegenzusteuern und zu sagen: „Komm’ mal runter.“

Oft wird beklagt, dass Jugendliche weniger Freizeit haben. Spürt man das am Besuch dieses Zentrums?

Schrodt: Der Takt wird ein anderer. Die Zahl derer, die an jedem Öffnungstag hier sind, ist sicher geringer geworden. Wir haben aber immer noch einen Pool von 200 bis 300 Leuten, die mehr oder weniger regelmäßig kommen.

18 junge Ehrenamtliche sind neu dabei

Der SVLS e.V. hat gerade 18 junge Leute als neue ehrenamtliche Mitarbeiter gewonnen und ausgebildet. Davon können andere Vereine nur träumen, oder?

Harry Kirchwehm: Ja, das stimmt. Und ich bin auch sehr froh, dass es mal wieder Fahrt aufnimmt. Viele unserer Ehrenamtlichen waren schon länger dabei, und da lässt der Elan natürlich irgendwann nach. Bei uns kann selbst ein 15-Jähriger schon ehrenamtlich aktiv werden.

In welchem Bereich beispielsweise?

Harry Kirchwehm: Zum Beispiel, wenn wir in Schulen gehen. Zur Jugendarbeit des SVLS gehört das Aufklärungsprojekt „SchLAu- Ruhr“. Da besuchen lesbische und schwule Jugendliche auch Schulklassen, um Vorurteile abzubauen. Die 18 Neuen gehören selber zu den Besuchern unserer Jugendtreffs, nicht nur in Mülheim, sondern auch in Essen, Gelsenkirchen und am Niederrhein

Wie wurden die Ehrenamtlichen qualifiziert?

Harry Kirchwehm: Es gab verschiedene spezielle Schulungen, je nachdem, in welchem Bereich jemand tätig ist.

Wie viele professionelle Mitarbeiter hat der Verein?

Schrodt: Im Moment stehen uns insgesamt zwei volle Stellen für die Jugendprojekte zur Verfügung, die sich allerdings mehrere Fachkräfte teilen.

Veränderungen im Vereinsvorstand des SVLS

Der SVLS e.V., der in Mülheim u.a. den Jugendtreff „together“ und die Beratungsstelle „Lebenslust“ trägt, hat einen neuen Vorstand gewählt. Thomas Mehlkopf-Cao, der seit 2004 in verschiedenen Funktionen aktiv war, legte den ehrenamtlichen Vorsitz nieder, „aus privaten Gründen“, wie es hieß. Er will sich aber weiterhin für den Verein engagieren.

Mit großer Mehrheit wurde die 27-jährige Mülheimerin Maida Prado-Canelo zur neuen Vorsitzenden des SVLS gewählt. Ihre bisherige Funktion als Fachvorstand für den Bereich Jugendarbeit übernimmt der 24-jährige Lutz Sellinghoff aus Essen, der als Besucher die Jugendeinrichtungen des Vereins seit einigen Jahren nutzt und die Zielgruppe gut kennt.

„together“-Treffs gibt es außer in Mülheim auch in Essen, Gelsenkirchen, Krefeld, Dinslaken und Kleve.