Mülheim-Broich. Eine Diskussionsrunde zum Thema Europa fand mit Politikern in der Aula der Realschule Broich statt. Vier weiterführende Schulen aus Mülheim beteiligen sich. Es ging bei der Debatte auch um Chancen, von denen viele Jugendliche profitieren könnten.

Schüler des Gymnasiums Heißen hatten in der Vorbereitung der Diskussionsrunde zu Europa genau gezählt. Über acht Kapitel auf 52 Seiten erstreckt sich die EU-Richtlinie zum Gebrauch von Schnullerketten. Warum, fragen Aaron Trucksess und Sarah Fehlau, befasst sich eine EU-Kommission nicht mit wichtigeren Themen – wie Bildung etwa? Da war sie wieder die Debatte um krumme Gurken und was Europa in Brüssel sonst noch im Kleinklein regelt.

Doch so unwichtig sind auch die Schnullerketten nicht, wie die Politiker in der Aula der Realschule Broich darlegten. Hier gehe es auch um Sicherheitsfragen für kleine Kinder, oder auch um Stoffe, die besser in solchen Ketten nicht erhalten sein sollten, zeigte die Abgeordnete Renate Sommer auf, die seit 15 Jahren Europapolitik macht. Schüler von vier weiterführenden Schulen hatten sich zu der Diskussionsrunde in der Aula der Realschule Broich versammelt, eine Europaschule.

Es geht auch um das Mitgestalten

Welche Vorteile hat Europa? wollen die Broicher Jugendlichen wissen. OB Dagmar Mühlenfeld hebt den Friedensgedanken hervor, erinnert an das zerstrittene Europa von einst, aber erwähnt auch aktuell so wichtige Regelungen zum Trinkwasser, die jeden betreffen.

Von einem erfolgreichen Friedensprojekt und dem Schutzgedanken für die Mitgliedsstaaten spricht auch Prof. Thilo Harth, der in das von den Schülern gewählte Thema einführte: „Wozu überhaupt Europa?“ Natürlich gehe es auch um Wohlstand, um die Entfaltung des Einzelnen, ums Studieren, Arbeiten, Wohnen im benachbarten Ausland. Chancen, von denen viele Jugendliche profitieren könnten.

Manche Fragen der Schüler hören sich ganz einfach an und sind durchaus brisant: Warum sollte ich zur Wahl gehen? Nicht einmal jeder Zweite wählte zuletzt Europa. Es gehe nicht nur um das hohe Gut des Wählens, betonen die Politiker, es gehe auch um das Mitgestalten. „Lest die Wahlprogramme“, rät Terry Reintke von den Grünen und erinnert an große Fragen der Zeit.

Linke fordert "Schluss mit der Abschreckungspolitik"

Alle europäischen Länder in der EU – ein Traum? Langfristig ja, kurzfristig sehen die Politiker da eher Probleme. Ein Stück Ruhe sollte sich die schnell gewachsene EU vielleicht mal gönnen, heißt es. Europa müsse sich die Gemeinschaft auch leisten können. Norbert Fabian von der SPD gibt zu bedenken, wie unterschiedlich Gesetze, Lebensstandards noch sind. Das brauche Zeit. Renate Sommer zeigt die Probleme auf, die es aktuell mit der Türkei gibt: Wer in die Gemeinschaft wolle, müsse sich rechtsstaatlich, demokratisch zeigen, er müsse Rechte und Freiheiten schützen.

Wie sollen wir in Europa mit Asylanträgen etwa aus Syrien künftig umgehen, wollen die Saarner Schüler wissen: „Schluss mit der Abschreckungspolitik!“, fordert Nick Woischneck (Die Linke) und erinnert an das Leid der Menschen, die an Europas Grenzen sterben.

Teilnehmer der Runde

Politiker: Dr. Renate Sommer (CDU-Europaabgeordnete), OB Dagmar Mühlenfeld, Norbert Fabian (SPD, Europakandidat), Terry Reintke (Grüne, Europakandidatin), Eva Rickel (FDP, Europakandidatin).

Schüler, die Fragen stellten: Robin Roskosch und Leon Tom Suden (Realschule Broich), Aaron Trucksess und Sarah Fehlau (Gymnasium Heißen), Simon Löwenberg (Gustav-Heinemann-Gesamtschule), Stefanie Frebel und Alyssa Hiegemann (Gesamtschule Saarn).

Moderation: Andreas Heinrich, WAZ-Redaktionsleiter.