Mülheim. . Im Straßenwahlkampf präsentieren sich die Parteien in der Innenstadt bürgernah und setzen durch persönliche Gespräche auf Wählerstimmen. Am Wochenende tummelten sich die Politiker auf der Schloßstraße. Das Interesse sei gut, hieß es. Weniger an Europa, mehr an der Stadtpolitik.

Knapp drei Wochen sind es noch bis zur Kommunal- und Europawahl. Nicht mehr viel Zeit für die Politiker, die Wähler zu umgarnen und für sich zu gewinnen. Am Samstag nutzten die Mülheimer Parteien und ihre Spitzenkandidaten die Gelegenheit, die Schloßstraße in eine politische Meile zu verwandeln und mit Bürgern beim Einkaufsbummel ins Gespräch zu kommen.

Schirme und Stände in den Parteifarben säumen den Kurt-Schumacher-Platz, rote Luftballons gibt es bei der SPD, grüne Kugelschreiber bei den Kollegen am Nachbarstand. Die heiße Phase hat begonnen. Informationsmaterialien und Wahlprogramme werden verteilt, aber auch viele Gespräche geführt. Vor allem kleinere Parteien und Bündnisse, wie die Piraten oder „Wir aus Mülheim“, fühlen sich von den Menschen, wie sie sagen, wahrgenommen und diskutieren reichlich über Mülheim-relevante Themen wie etwa die Innenstadtbepflanzung und die Verkehrsführung.

Die ein oder andere Überraschung

Beim Informationsaustausch gibt es für die Bürger die eine oder andere Überraschung. „Dass wir Piraten uns so für das Mülheimer Hospiz einsetzen, wissen viele gar nicht“, sagt Pajtesa Qengaj. Der 23-jährigen Krankenschwester liegt dieses Thema besonders am Herzen. „Auch wenn der Umgang mit sterbenden Menschen jetzt nicht zu den Piraten-spezifischen Thema gehört, ist das Thema fest bei uns im Wahlprogramm verankert.“

Kritik an Straßenführung und Ruhrbania

SPD-Kandidat Constantin Körner zeigt sich mit der Resonanz der Mülheimer zufrieden. „Die Menschen sind sehr interessiert und ich habe auch das Gefühl, dass sich viele freuen, wenn wir auf dieser persönlichen Ebene um ihre Stimme werben.“

Wie hilfreich Straßenwahlkampf sein kann, erfährt eine Wählerin an diesem Tag auch. Die Seniorin wendet sich mit einem Problem direkt an den Kreisvorsitzenden der CDU, Andreas Schmidt. Da ihr Ehemann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, sein Wahllokal selbstständig aufzusuchen, sagt Schmidt spontan einen Fahrservice für die beiden Rentner zu. Ein Service, den auch andere Parteien bieten.

Das Thema Europa spielt beim Straßenwahlkampf hingegen an diesem Samstag keine so große Rolle. Vielmehr interessieren sich die Wähler für Probleme, die ihre Stadt betreffen. Vor allen ihrem Ärger über die Straßenführung in der Innenstadt und über Ruhrbania machen etliche Mülheimer Luft. „Ich finde es gut, dass ich hier bei den Verantwortlichen mal direkt meckern kann“, lacht Anneliese Burgarz. „Das ist aber das einzig Positive, was ich dem Straßenwahlkampf abgewinnen kann.“ Denn ändern, so befürchtet die 65-Jährige, werde sich für Mülheim wohl auch nach der Wahl nicht viel.