Mülheim. . Im Rahmen der 100-Jahres-Feierlichkeiten lud das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung (MPI) zum Vortrag ein. Volker Weuthen vom Architektenbüro HPP berichtete über die Bauweise des im Jahr 1914 eingeweihten Gebäudes am Kahlenberg.

Eine Zeitreise durch die Architekturgeschichte des Max-Planck-Instituts für Kohleforschung (MPI) und des Kahlenbergviertels konnten nun rund 50 Zuhörer im großen Hörsaal des MPI an der Lembkestraße erleben. Volker Weuthen vom Düsseldorfer Architekturbüro HPP, welches auch für den Bau des großen Hörsaalgebäudes verantwortlich zeichnet, hatte für die Zuhörer viele alte Bilder, Dokumente und Bebauungspläne im Gepäck.

Er betonte, dass er die Entstehungsgeschichte zwar nur aus Sicht eines Architekten und nicht aus der eines Bauhistorikers beleuchten könne, dass aber gerade der Standort am Kahlenberg für Architekten eine große Herausforderung darstelle. Immerhin sei vom denkmalgeschützten Altbau am Kaiser-Wilhelm-Platz bis zum preisgekrönten Hörsaalgebäude an der Lembke­straße eine große Spannweite der Architektur vertreten.

Grundstücke verkauften sich schlecht

Dass Mülheim als Standort für ein Institut für Kohleforschung interessant war, lag vor allem an der Nähe zum Kohlerevier. Eigentlich sah ein Bebauungsplan aus der Jahrhundertwende vor, das Kahlenbergviertel aufgrund seiner Beschaffenheit in eine wahre Villenkolonie zu verwandeln. Große Grundstücke waren vorhanden, ein Wohnen im Grünen war gewährleistet. Da sich die Grundstücke jedoch schlecht verkaufen ließen, wurden die Baupläne kurzerhand um 1912 geändert, und einer Erschließung für die Gebäude des heutigen MPI stand nichts mehr im Wege.

Das Institut wurde im Jahr 1912 gegründet

Gegründet wurde das MPI für Kohlenforschung 1912, damals noch als „Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohlenforschung“. Feierlich eröffnet wurde das Institut am 27. Juli 1914.

Erster Direktor war Franz Fischer. Seit 1948 gehört das Institut zur Max-Planck-Gesellschaft. Das MPI für chemische Energiekonversion hat seinen Sitz gleich nebenan an der Stiftstraße. Weitere Informationen im Internet: www.mpg.de

Bereits im Sommer 1914, vier Tage vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, konnte das erste Gebäude am Kaiser-Wilhelm-Platz feierlich eingeweiht werden. „Dass der Mülheimer Stadtbaumeister, der für den Bau verantwortlich war, ein großer Fan der italienischen Architektur war“, erklärt Volker Weuthen, „spiegelt sich in der Struktur des Gebäudes wieder.“ So seien die großen Fenster und die klare Anordnung typische Kennzeichen der Neorenaissance und nicht der, wie damals in Mülheim eher üblichen, wilhelminischen Bauweise. Die großen Skulpturen rund um den Altbau sollten den Charakter eines Laborgebäudes zwar überspielen, von innen war das Gebäude jedoch seiner damaligen Zeit technisch weit voraus. „Eine Zentralheizung, Elektrizität in jeden Räumen und ein ausgeklügeltes Belüftungssystem waren damals sehr unüblich“, so der Experte.

Da nach dem Ersten Weltkrieg die Kohleforschung immer mehr Bedeutung erlangte, ging die Erfolgsgeschichte des MPI weiter, und es standen immer mehr Gelder auch für den Bau weiterer Gebäude und Versuchsanlagen zur Verfügung. Zum ersten Mal wurden nun am Kahlenbergviertel auch Wohngebäude hochgezogen. Wie durch ein Wunder überstanden alle Bauten den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet. Daher reihten sich in der Nachkriegszeit die Gebäude der damals gängigen Waschbetonarchitektur ein, die so gar nicht in das bis dato herrschende Bild am Kahlenberg passen wollte. Auch heute wird aktuell an der Lembkestraße gebaut – weitere Projekte sind geplant. Modernere, aber, wie Weuthen betont, mit viel Holz und Grünflächen.