Mülheim. Am 25. Mai finden die Kommunalwahlen in NRW statt. Ob allerdings die Piratenpartei mit vertreten ist, weiß selbst der Landesverband nicht. Denn am 7. April muss die Partei ihre Unterlagen im Rathaus eingereicht haben, doch seit Tagen sind die Vertreter der Mülheimer Piraten nicht zu erreichen.

Was machen die Piraten? Treten sie zur Kommunalwahl am 25. Mai an? Schaffen sie es, für alle 27 Wahlbezirke Kandidaten aufzustellen? Keine leichten Fragen, über die spätestens am 7. April um 18 Uhr, dem Zeitpunkt, bis zu dem sich alle Parteien ihre Unterlagen im Rathaus abgegeben haben müssen, beantwortet ist. Der fliegende Holländer ist nichts gegen die Mülheimer Gruppe der Piratenpartei, die sich de Mölmschen nennt.

Für die Redaktion sind deren exponierten Vertreter, zu denen Carsten Trojahn und Pressesprecherin Nadine Krämer zählen, seit drei Tagen nicht zu erreichen. Die Mobiltelefone sind abgeschaltet, sie reagieren weder auf Nachrichten auf der Mailbox, auf SMS oder E-mails. Trojahn kandidierte sowohl bei der Landtags- als auch bei der Bundestagswahl. Zudem ist er Generalsekretär der Landespartei, so dass das Schweigen umso mehr verwundert.

Auf der Internetseite der sich als Netzpartei verstehenden Piratenpartei ist für de Mölmschen kaum Bewegung zu verzeichnen. Kernpunkt ist dort ihr Netzsystem für Bus und Bahn. Ansonsten finden sich auf der Seite vier „kürzlich verfasste Protokolle“ vom April und Mai 2012 (!). Das letzte Protokoll der Sitzung am 15. Mai endet bereits nach drei Zeilen abrupt. „Leider konnte ab diesem Zeitpunkt nicht weiter protokolliert werden“, heißt es da lapidar.

Trojahn abgetaucht

Schlägt man auf der Internetseite das Verzeichnis der Piraten-Crews auf, wie die Freibeuter ihre Ortsverbände nennen, so sind de Mölmschen unter den 30 Mannschaften nicht mehr zu finden.

Aufklärung kann auch Holger Henning von der Pressestelle der Landespartei zunächst nicht bieten. Es gelingt ihm nicht, einen registrierten Mölmschen Freibeuter zu ermitteln, weiß aber, dass Trojahn für den Landesverband schon vor Wochen „abgetaucht“ ist und telefonisch nicht mehr zu erreichen ist. Er soll per Misstrauensantrag beim Parteitag am 5./6. April in Bielefeld abgewählt werden. Nach Rücksprache mit Landeschef Patrick Schiffer, der gerade in Brüssel die Europa-Piraten formiert, erklärt er. „Carsten Trojahn hat im Februar mitgeteilt, dass er familiär und geschäftlich stark eingebunden sei und er kürzer treten muss. Seitdem ist er inaktiv.“

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Stammtisch bei Franky’s

Trojahn hatte bei der Landeswahl noch 4864 Stimmen (6,4 Prozent) erhalten. Schon bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr zeigte sich, dass der Stern der Piraten verblasst. Trojahn, sein Spitzname bei den Piraten lautet Goody, erhielt nur noch 2054 Erststimmen – deutlich weniger als die Alternative für Deutschland AfD. Das letzte öffentliche Lebenszeichen stammt vom Drachenbootrennen im September, als die Piraten noch den zweiten Platz belegten.

Im Gegensatz zur AfD müssen die Piraten aber keine Unterstützerunterschriften vorlegen. Davon sind sie als Mitglied des Landtages NRW ebenso befreit wie die Linken und die sechs Ratsfraktionen. Sie müssten aber alle 27 Wahlbezirke besetzen, falls sie antreten.

Der nächste Stammtisch im Ruhrkristall ist, so ist der Internetseite, am 25. März vorgesehen. Es könne auch sein, räumt Holger Hennig ein, dass dieser Dienstagstermin automatisch erzeugt worden sei. Hinweise auf Aktivitäten konnte auch er nicht feststellen. Immerhin in Franky’s Bar, so eine Kellnerin auf Anfrage, seien die Piraten sporadisch gesichtet worden.

Hinweise dazu, dass die Mülheimer Piraten zur Wahl antreten wollen, habe er noch nicht gefunden. Er habe auch Kontakt zum für Mülheim zuständigen Landtagsabgeordneten Daniel Düngel aus Oberhausen aufgenommen, ob er etwas wisse. Er hat’s sogar über Twitter versucht (siehe Kasten).