Mülheim. Am 1. Mai wird die Arbeit gefeiert. 71 Mitarbeiter des Diakoniewerkes Arbeit und Kultur haben sicher keine Lust dazu. Ihnen droht ab August die Hartz-IV-Existenz, weil die Programmförderung ausläuft. Nach einem Hilferuf wollen sich die Mülheimer Bundestagsabgeordneten kümmern; offen ist, wie.
Ab August läuft das Bundesprogramm Bürgerarbeit aus, das drei Jahre lang 30.000 Menschen in Deutschland eine Perspektive gegeben hat. Eine Anschlussfinanzierung wird es nicht geben, Arbeitslosengeld steht den beschäftigten auch nicht zu, weil im Rahmen der meist gemeinnützigen Tätigkeiten keine Beiträge für die Arbeitslosenversicherung bezahlt werden durften. 71 Menschen in Mülheim, 30.000 in Deutschland, die aufgrund vielfältiger Problemlagen so gut wie keine Chance auf einen unbefristeten, ungeförderten Job haben. Und jetzt?.
Wenn man die Mülheimer Bundestagsabgeordneten Arno Klare und (SPD) Astrid Timmermann-Fechter (CDU) fragt, warum es die Große Koalition nicht geschafft hat, beim Thema Bürgerarbeit eine lückenlose Lösung für Langzeitarbeitslose mit Vermittlungshemmnissen zu finden, weisen beide darauf hin, dass sie als Verkehrspolitiker (Klare) und als Familienpolitikerin (Timmermann-Fechter) nicht vom Fach sind, wenn es um Sozial- und Arbeitsmarktpolitik geht.
Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit bringen hat Priorität
Dass es Priorität hat, Langzeitarbeitslose wieder in Arbeit zu bringen, ist für beide Parlamentarier unstrittig. „Wir müssen gucken, was möglich ist, dürfen aber auch keine falschen Hoffnungen wecken“, sagt Timmermann-Fechter. Sie will bei den Fachpolitikern ihrer Fraktion nachhaken und das Gespräch mit dem Diakoniewerk suchen. „Die Tür steht offen “, betont Klare mit Blick auf den Koalitionsvertrag.
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Der bekennt sich dazu, auch Langzeitarbeitslosen „existenzsichernde Arbeit“ zu verschaffen -was nach Ansicht von Fachleuten auf einen sozialen Arbeitsmarkt hinauslaufen müsste, also auf geförderte Tätigkeiten in meist gemeinnützigen Einrichtungen. „Die Akzente sind thematisch richtig gesetzt. Wir haben nur noch kein Projektdesign“, weist Klare auf die laufende Arbeit am Nachfolgeprogramm hin. Das wird aber erst 2015 und damit zu spät kommen, um den Mitarbeitern des Diakoniewerkes ihren Job zu retten.
Bürgerarbeit war ein befristetes Programm
Auch wenn beide Bundespolitiker betonen, dass die Bürgerarbeit ein zeitlich befristetes Programm war, um Langzeitarbeitslose wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu bringen, räumt Klare ein: „Wir hätten viel frühzeitiger an der Entwicklung eines steuerfinanzierten sozialen Arbeitsmarktes herangehen müssen.“ Die SPD fordert diesen bereits seit 2007, konnte sich aber in der letzten Großen Koalition damit nicht durchsetzen.
Für Christdemokratin Timmermann-Fechter hat die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt jedoch Priorität, „weil man sich angesichts der vielen Aufgaben des Staates am Ende des Tages immer fragen muss, wer das finanzieren soll. Auch wenn nur eine Hand voll von Bürgerarbeitern aus dem Diakoniewerk in den ersten Arbeitsmarkt gefunden hat, bleibt für Timmermann-Fechter, „dass jeder Erfolg im Einzelfall zählt.“