Mülheim. .

Was wird aus den 71 Männern und Frauen, die seit zweieinhalb Jahren im Mülheimer Programm „Bürgerarbeit“ einen Job gefunden haben, wenn das Programm im Sommer endet?

Eisiges Schweigen herrschte unter den Beteiligten, die sich gestern Morgen in der Textilhalle des Diakoniewerks Arbeit & Kultur an der Georgstraße versammelt hatten. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass es weitergeht“, verspricht Ulrich Schreyer, Geschäftsführer des Diakoniewerkes, wo die 71 Betroffenen an der Mülheimer Tafel, in der Schreinerei oder in der Kleiderkammer ihre Bürgerarbeit verrichten.

Arbeit für ehemalige Langzeitarbeitslose

Es ist ein gemeinnütziger Job, finanziert aus EU- und Bundesmitteln, auch die Diakonie gibt etwas dazu. Um die 800 Euro verdienen sich auf diese Weise die Männer und Frauen, die zuvor in der Regel in der Langzeitarbeitslosigkeit festsaßen. Leute wie etwa Markus Nolden. „Die Bürgerarbeit hat einem auch die Unsicherheit im Alltag genommen, man hatte ein Auskommen“, sagt er und fürchtet: Jetzt gehe wieder die Suche nach Arbeit los, und ob man was finde? Er ist skeptisch. Radomir Schmidt erlebt es ähnlich.

Er ist erst 38 Jahre und hat noch kleine Kinder zu versorgen. Oder Bärbel Hahn, 51 Jahre, alleinerziehende Mutter. Sie hat im Rahmen der Bürgerarbeit für die Mülheimer Tafel Waren gefahren. Eine Arbeit, die sie gut mit der Betreuung ihres Sohnes vereinbaren konnte. Sollte es tatsächlich keine Fortsetzung des Programmes geben – sie sieht sich wieder in der Arbeitslosigkeit: „Wer nimmt schon eine 51-Jährige!“

Soziale Kontakte im Mittelpunkt

Schreyer hat die Hoffnung, dass es doch noch irgendwie eine Art Fortsetzung gibt, er verweist auf den Koalitionsvertrag in Berlin. Er weiß, dass es bei der Bürgerarbeit nicht nur um Arbeit, sondern auch um soziale Kontakte geht. Vereinsamung und Langzeitarbeitslosigkeit, sagt er, gingen oft ineinander über.

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Es sind Menschen aus 40 Nationen, die beim Diakoniewerk eine Bürgerarbeit gefunden haben – es werden Menschen sein, so Schreyer, die ohne Fortsetzung des Programmes wieder beim Sozialamt der Stadt auf der Matte ständen. Nur in wenigen Fällen gelang es, Menschen aus dem Programm in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Die gemeinnützige Arbeit sollte auch als Sprungbrett in eine feste Anstellung dienen, doch Fachleute wissen, die Qualifikation reicht oft nicht aus.

„Gelenke kaputt, künstliche Hüfte, 59 Jahre alt“, ein Betroffener schildert seine Situation. Rente sei noch nicht möglich, Schwerbehinderung habe man ihm abgelehnt. Er ist enttäuscht und ohne Hoffnung. Der Alltag in der Bürgerarbeit, verrät er, habe ihm auch etwas Lebensfreude gebracht.