Mülheim.
Politiker würden die IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel an so einem Tag beneiden: Sie kann reihenweise glänzende Zahlen für die Städte Mülheim, Essen und Oberhausen vorlegen. Der Optimismus in der Unternehmerschaft wächst. Die Wirtschaft steht unter Dampf, die Aussichten werden als gut eingeschätzt. Für die IHK ist das ein Klima, in dem man ganz gut auch Wünsche, Forderungen und Mahnungen loswerden kann – damit es gut bleibt.
Die guten Zahlen
Jedes dritte Unternehmen beurteilt die aktuelle Lage als gut, 56 Prozent als befriedigend und lediglich neun Prozent als schlecht. Fast jedes vierte Unternehmen glaubt, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten noch verbessern wird, nur acht Prozent befürchten eine Verschlechterung. Der Export bleibt die Lokomotive: 90 Prozent der befragten Unternehmer in der Region glauben, dass dies so bleibt oder sich gar noch verbessert. Entsprechend hoch fällt die Investitionsbereitschaft aus, lediglich 15 Prozent der Betriebe wollen diese zurückfahren. An ein Absinken der Beschäftigtenzahlen glauben 17 Prozent. Fast genauso viele erwarten eine Zunahme.
Die Sorgen
Bekomme ich die Fachleute, die ich brauche? Die IHK-Präsidentin appelliert an die Jugendlichen, früh mit der Berufsorientierung zu beginnen, empfiehlt eine Kombination aus Studium und Lehre, wobei bereits 39 Prozent der Ausbildungsbetriebe diese Möglichkeit anbieten. Ein Fünftel der Unternehmen konnte bisher die angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzen, weil die Qualifikation der Bewerber meist nicht ausreichte.
Ernüchternd nennt Jutta Kruft-Lohrengel die Tatsache, dass ein Drittel der offenen Ausbildungsstellen gar nicht der Arbeitsagentur gemeldet werden. „Leider herrscht nicht immer die gewünschte Transparenz.“ Ziel müsse es auch sein, hoch qualifizierte Fachkräfte aus den Ausland zu gewinnen. Eine neue „Willkommenskultur“ hält Veronika Lühle, stellv. Hauptgeschäftsführerin, für dringend geboten. Sie weiß: Gerade in Südeuropa müssen junge Leute ein Interesse für Deutschland entwickeln.
Die Herausforderungen
Die Pflege der Industrie, die Bereitstellung von Flächen und Entwicklungsmöglichkeiten hält Dr. Gerald Püchel, Hauptgeschäftsführer, für ein Gebot der Stunde. „Wir brauchen mehr Industrie. Dort, wo die Industrie stark ist wie in Mülheim, fällt auch die Arbeitslosigkeit geringer aus.“ Die Pflege der Industrie sei eine Aufgabe, der sich Politik stellen müsse. Jetzt.