Mülheim. Kouvola - Mülheims Partnerstadt liegt in den Weiten Finnlands. Axel Benzinger von Kompetenzteam meint: Der Förderverein pflegt eine enge Beziehung zu einem zuverlässigem Partner. Beeindruckende Jugendfreizeit im Blockhüttencamp
„Kiitos“ heißt „danke“, „Kippis“ sagt man auf Finnisch für „Prost“. Danach stößt Axel Benzinger zwar an seine sprachlichen, aber lange nicht an seine landeskundlichen Grenzen. 15 Mal hat der Leiter des Kompetenzteams Kouvola des „Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaften Mülheim an der Ruhr“ die finnische Partnerstadt besucht. Vor der Gebietsreform 2009 war das Kuusankoski.
Eine schöne Überraschung und natürlich auch Bestätigung für bisherige Kontakte und Aktivitäten im Rahmen der Städtepartnerschaft war es dann für die Stadt und das Mülheimer Team des Fördervereins, dass der Stadtrat von Kouvola Mülheim als eine von drei verbleibenden der ursprünglich 20 Partnerstädte wählte.
Sieben Gemeinden seien damals zur Stadt Kouvola mit knapp 90.000 Einwohnern verschmolzen in einer Region, die so groß sei wie das Ruhrgebiet, erklärt der Mülheimer. Eine Zahl, die die menschenleere und zersiedelte Region ebenfalls sehr gut beschreibe, sei die geringe Einwohnerdichte: In Kouvola leben 34,1 Menschen auf einem km², in Mülheim 1834!
Tolle Reise mit leeren Akkus
In den neunziger Jahren drohten die Partnerschaften allgemein etwas zu versanden, erinnert sich Axel Benzinger. Der Austausch fand vorwiegend auf stadtdiplomatischer Ebene statt. Da sei mit der Gründung des Fördervereins neues Leben in die Bürgerbegegnungen gekommen. „Ich finde, wir können uns schon auf die Schulter klopfen, dass wir die seit 1972 bestehende Partnerschaft so gut mit Leben gefüllt haben“, findet Benzinger. Bürger, Schüler, Sportgruppen, Schauspieler oder Praktikanten sind hin und her gereist, haben Finnlands Weiten erlebt, lokale Sehenswürdigkeiten und die alles dominierende Papierindustrie kennen gelernt – aber vor allem den auf den ersten Blick etwas „introvertierten, ruhigen Menschenschlag“ schätzen gelernt.
An eine Fahrt erinnert sich der ehemalige ehrenamtliche Fußballtrainer besonders gerne. Mit 15 jungen Mülheimern seien sie nach Kuusankoski gefahren und hätten dort 15 junge Finnen abgeholt. Das Ziel der Gruppenfahrt war Lappland. Vorne im Bus saßen die Finnen, hinten die Deutschen – die Kommunikation klappte gar nicht, jeder hing an seinem Walkman oder Telefon, erzählt Benzinger. Der ehemalige Fördervereins-Vorsitzende Peter Wolfmeyer und er seien ratlos gewesen. „Nach zwei Tagen waren die Akkus leer, Strom gab es nicht im Blockhüttencamp. Ab dem Moment war es eine wunderbare Reise mit Abenteuern, Lagerfeuer, Partys und Wanderungen“, erinnert sich Benzinger. Einige Teilnehmer, mittlerweile in den Zwanzigern, pflegten heute noch ihre Freundschaften nach Finnland.
Die Finnen seien bodenständig, strukturiert und unabhängig
Jede Reise – für Sommer 2015 sei die nächste Bürgerfahrt nach Kouvola geplant – mache einen Riesenspaß. Die Finnen seien bodenständig, strukturiert und unabhängig. Immer begleiteten mindestens fünf deutschsprachige Finnen die Gruppe. Wer Freundschaften knüpfe, erhielte garantiert eine Einladung in eine Sommerhütte, die dort fast jeder besäße. Dann sei der Sauna-Besuch und das anschließende Bad im kalten See Pflicht. Auch wisse er mittlerweile, warum die Finnen in der Weltklasse der Rallyefahrer seien. Touren in die Wälder werden mit Offroadern querfeldein zu einem rasanten Erlebnis, flachst der Mülheimer, der umgekehrt von finnischen Gästen berichtet, die sehr vom Ruhrgebiet und Mülheim begeistert seien.
Natürlich gebe sich das Team bei der Ausarbeitung der Besuche ebenfalls große Mühe, den Aufenthalt der Gäste ebenfalls zu etwas ganz Besonderem zu machen.
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Sabine Kuzma kümmert sich
Meine Kontakte zu den Partnerstädten gestalten sich sehr vielfältig. Zum einen stehe ich in regelmäßigem Kontakt, per Email oder auch telefonisch, zu den für die Partnerschaften zuständigen Verwaltungsmitarbeitern. Auf diesem Weg werden hauptsächlich offizielle Anfragen, Gesuche oder mögliche Projekte diskutiert und abgefragt.
Als Projekt-Beispiele möchte ich internationale Jugendbegegnungen nennen, die wir in den vergangenen Jahren organisiert haben, wie den Kongress des Mülheimer Jugendstadtrates mit politisch interessierten Jugendlichen aus den Partnerstädten im Jahr 2011, oder die internationale Jugendbegegnung, 2012 von unserer türkische Partnerstadt Beykoz organisiert, an der Mülheimer Jugendliche teilgenommen haben. Zum anderen bin ich natürlich auch Ansprechpartnerin für Bürger/innen oder Vereine/Institutionen, die Fragen zu den Städtepartnerschaften haben. Bei diesen Anfragen handelt es sich häufig um Auslandsaufenthalte von Schülern oder Praktikanten in den Partnerstädten, Hilfestellungen bei der Suche nach Gastfamilien, mögliche Austauschwünsche eines Vereins mit einem adäquaten Verein in einer der Partnerstädte, Fragen nach finanziellen Unterstützungen oder Ähnlichem.
Im Nachhinein ein tolles Erlebnis
Auch für Mülheimer Schulen stehe ich als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Zusätzlich bin ich auch Anlaufanstelle für die Städtepartnerschaftsvereine aus Darlington und Tours, da ich ja neben meinen Aufgaben für die Stadt Mülheim auch die Aufgaben der Geschäftsstelle unseres Fördervereins der Städtepartnerschaften wahrnehme.
Ein Highlight war für mich eine Reise nach Kouvola mit Weiterfahrt zum Deutsch-Finnischen Partnerschaftskongress. Es gab für die deutschen und finnischen Gäste einen Festabend. Ich „musste“, meiner Proteste zum Trotz, mit einem Ratsmitglied der finnischen „Tango-Hochburg“-Stadt Seinäjoki Tango tanzen. Im Nachhinein betrachtet war es ein tolles Erlebnis.