Mülheim. . Ehrenamtliche in Mülheim brauchen für die Organisation der Begegnungen mit Gleichgesinnten in europäischen Partnerstädten und für Projekte dringend mehr personelle und finanzielle Unterstützung – sonst droht gar Auflösung.
Europa wird gelebt – von Vereinen, Verbänden, Chören, Schulen. Begegnungen von Mülheimern mit Bürgern aus den sechs Partnerstädten haben nichts von ihrem Reiz verloren. Die Nachfragen gehen quer durch die Bevölkerung. Vor allem Schulen, sagt der Geschäftsführer des „Förderverein Mülheimer Städtepartnerschaften“, Hans-Dieter Flohr, zeigten großes Interesse. Und doch plagen den Förderverein, der vieles an Begegnungen erst möglich macht, große Sorgen – bis hin zu dem Gedanken, dass seine Tage gezählt sein könnten.
Am Montagabend soll auf der Mitgliederversammlung die aktuelle Lage erörtert werden: „Es muss sich grundlegend etwas an den Arbeitsbedingungen für den Förderverein ändern oder wir müssen abspecken“, sagt Flohr im Gespräch mit der WAZ und spricht nicht nur die finanziellen Probleme an, sondern auch personelle. Erhielt der ehrenamtlich tätige Förderverein in der Vergangenheit Unterstützung von bis zu vier städtischen Mitarbeitern, so steht ihnen heute nur noch eine Teilzeitkraft zur Seite, die bei der Wirtschaftsförderung angesiedelt ist. Allein die Bearbeitung der Anträge auf Austausch brauche aber viel personelle Kraft, heißt es.
Wirtschaftlicher Austausch ist wichtig
Dass unter anderem Hunderte von Jugendlichen in den vergangenen Jahren in die Partnerstädte nach England, Frankreich, Finnland, Polen, Israel oder in die Türkei reisen konnten, verdanken sie ebenfalls der finanziellen Hilfe durch den Förderverein und die Leonhard-Stinnes-Stiftung. Bis zu 60 000 Euro habe die Stiftung jährlich für Begegnungen und Projekte zwischen Mülheimern und den Partnerstädten zur Verfügung gestellt, bis zu 12.000 Euro wendeten die Mitglieder des Verein auf, lediglich 7400 Euro steuert noch die Stadt bei. Doch fraglich sei, so Flohr, was aus der Stiftungsförderung wird. Die Stiftung verfügt über einen hohen Besitz an RWE-Aktien und schüttete große Teile der Dividende stets aus, doch die fällt mit der RWE-Krise immer geringer aus.
Den Städtepartnerschaften misst die Stadtverwaltung eine hohe Bedeutung bei. Dort legt man jenseits der klassischen Begegnungen großen Wert auf einen wirtschaftlichen Austausch. „Daher sind wir der Ansicht, dass die Ansiedlung einer Verwaltungskraft für Europa bei der Wirtschaftsförderung richtig war“, so Stadtsprecher Volker Wiebels. Dass die personelle Unterstützung für den Verein dadurch geringer ausfalle, habe mit den nötigen Sparmaßnahmen zu tun.
Bürgermeister Markus Püll (CDU) hält die Arbeit des Fördervereins für unverzichtbar und wertvoll für die Stadt. „Das ist in jedem Fall unterstützenswert“, sagt er auch mit Blick auf den Städtetag zur europäischen Zusammenarbeit, der demnächst in Mülheim tagt. „Aus vielen Kontakten der Mülheimer in die Partnerstädte sind dauerhafte Verbindungen geworden.“