Mülheim. . Der Fotograf Michael Kerstgens und die Schauspielerin Dagmar Geppert freuen sich über den Ruhrpreis für Kunst und Wissenschaft. Mit der 33-Jährigen ist erstmals seit 15 Jahren wieder eine Frau unter den Förderpreisträgern. Mit Michael Kerstgens zeichnet die Jury einen ehemaligen Mülheimer aus.
Den Anruf, der die Auszeichnung überbringen sollte, hatte Michael Kerstgens weggedrückt. Schließlich stand der Dozent mitten in einem Vortrag an seine Studenten bei einer Ausstellungseröffnung. Auch Dagmar Geppert hatte mit dem Anruf nicht gerechnet. „Ich konnte gar nicht glauben, dass das wahr ist.“ Ist es aber: Der Fotograf und die Schauspielerin bekommen in diesem Jahr den Ruhrpreis und den Förderpreis zum Ruhrpreis verliehen.
„Die Jury hat dieses Mal nur zwei Sitzungen gebraucht, um dann einstimmig abzustimmen“, erklärt Kulturdezernent Ulrich Ernst. Acht Kandidaten haben auf der Vorschlagsliste gestanden, schnell sei die Wahl auf Michael Kerstgens und Dagmar Geppert gefallen. Mit ihr ist übrigens erstmals seit 15 Jahren wieder eine Frau unter den Förderpreisträgern. Die 33-Jährige freut sich daher besonders über die Auszeichnung, die mit 2500 Euro dotiert ist.
"Sie schafft es, Kopf- und Bauchschauspiel zu vereinen"
„Das ist eine große Ehre“, sagt die Schauspielerin. Seit 2011 gehört sie zum Ensemble des Theater an der Ruhr – und kassierte dort erst fünf Absagen, bevor sie bei der sechsten Bewerbung zum Vorspiel eingeladen wurde.
Der Festakt ist im September geplant
Der 53. Ruhrpreis wird an einem Sonntag im September verliehen, der genaue Termin steht noch nicht fest. Sicher ist aber, dass OB Dagmar Mühlenfeld die Auszeichnung an die Preisträger übergeben wird – traditionell in der Sparkassenfiliale am Berliner Platz.
Der Ruhrpreis ist mit 3000 Euro dotiert, der Förderpreis mit 2500 Euro.
Weitere Informationen zu den Preisträgern gibt es auf deren Internetseiten: www.dagmargeppert.com und www.michaelkersting.de. Infos zum Ruhrpreis unter www.muelheim-ruhr.de
Sven Schlötcke, Mitglied der Künstlerischen Leitung des Theaters am Raffelberg, ist jedenfalls froh, dass die talentierte Schauspielerin nun zum Ensemble gehört. „Sie schafft es, Kopf- und Bauchschauspiel zu vereinen.“ Ausgezeichnet wird Dagmar Geppert für ihre Wandelbarkeit in der Darstellung ihrer Rollen, u.a. spielt sie die Marlene in „Clowns 2 ½“ oder die Marie in „Woyzeck“. „Als Zuschauer bedürfen wir der lebendigen Wahrheit der Dagmar Geppert, ihrer zarten Anmut, ihres ironischen Witzes, ihrer Poesie, ihres geheimnisvollen Zaubers, mit dem sie ihre Figuren zum Leben erweckt“, heißt es in der Begründung der Jury.
Fotoreportagen aus der halben Welt
Mit Michael Kerstgens zeichnet die Jury einen Mülheimer aus, der für seine Fotoreportagen bereits die halbe Welt bereiste. 1984/85 dokumentierte Kerstgens, der 1960 in South Wales geboren wurde, den Minenarbeiter-Streik in Großbritannien – in seinem aktuellen Buch „Cole not dole“ zeigt er eindrucksvoll, wie der Prozess das Leben vieler Menschen geformt hat. „Michael Kerstgens setzt seine Kamera in dem Bewusstsein ein, um gesellschaftlichen Randgruppen Beachtung zu geben“, so die Jury. In Mülheim sorgte er 2003 für Aufsehen – in einem Foto-Projekt plakatierte er die Porträts geistig behinderter Menschen im öffentlichen Raum.
Die Auszeichnung sei für Kerstgens „etwas ganz Besonderes“. Einige seiner Weggefährten wie Helge Schneider oder Christoph Schlingensief sind unter den Geehrten. Dass er selbst einmal dazu gehören würde, habe er sich kaum vorstellen können. „Es ist eine schöne Ehrung, wenn die eigene Arbeit von außen wahrgenommen wird.“ Heute lehrt Kerstgens als Professor für Dokumentarfotografie an der Hochschule Darmstadt und lebt mit seiner Frau und den vier Kindern in Oberhausen-Sterkrade