Mülheim. .

Mit einer speziellen Choreografie entführt diese muntere Gesellschaft der Alten auf amüsante Art in den Alltag eines Seniorenheimes: Immer zur selben Zeit wird gegessen, geschlafen, gesungen. Wie früher im Internat oder in der Schule gelten feste Regeln – nur stehen sie diesmal am Ende des Lebens.

Eine Ordnung muss her. Und wenn die gefährdet ist, geraten die „Querulanten“ schon mal in Turbulenzen und werden notfalls von der Aufsicht, Gigante Buono (Rupert J. Seidl), per Windmaschine von der Bühne gefegt. „Ticktack – ticktack“: Das Metronom auf dem Klavier schlägt im Takt der Zeit – und alles wiederholt sich in der Gleichförmigkeit des Alltags, wären da nicht die einen oder anderen Ausbruchsversuche. Vor dem Klavier sitzt der Maestro (Matthias Flake) im Kostüm eines Weißclowns, wedelt gelassen mit einem Fächer. Er kann warten. „Ach Gott, ach Gott“, soll der große Buono bei der Probe noch öfter seufzen. Eine Inszenierung ohne Text, angereichert mit Lautmalereien aller Art und viel Musik.

Tragikomischer Blick auf das Älterwerden

Mit „Clowns 2 1/2“ kommt am 10. und 11. Oktober „ein komisch-musikalisches Unternehmen“ von Roberto Ciulli und Matthias Flake auf die Bühne am Raffelberg. Flake gibt diesmal nicht nur bei der dafür eigens entwickelten Musik den Ton an, sondern spielt auch selbst mit. Und das Ensemble darf all’ seine komödiantischen Seiten ausspielen – in Gesten, Grimassen und Geräuschen, mit Marotten, traurigen und lustigen Momenten, mit geballter Faust, Schrubber und kleinem Aufstand im Altenheim: Ritsch-ratsch, zack-zack.

Mit der neuen Inszenierung auf der Basis von Improvisation und Fantasie befördert Roberto Ciulli nicht zuletzt die in Vergessenheit geratene alte Clownskunst wieder ans Licht. Und es ist ein tragikomischer Blick auf das Älterwerden. Dem sonst so realistischen Blick auf das Thema wolle man die Bitterkeit nehmen, so Dramaturg Helmut Schäfer: „Denn wenn man von außen darauf guckt, sieht man die komischen Verzerrungen.“

Matinee am Sonntag

Seine eigenen Internatserfahrungen hat Roberto Ciulli eingebracht. Mit dem Stück würdigt Ciulli die traditionsreiche Welt der Clowns im Zirkus mit „einer speziellen Kunst, die meine Kindheit sehr geprägt hat“. Der Weißclown und der Rotclown – zwei Gegensätze, die beide nicht ohne einander können. Sie stehen für dummer August und Intelligenz, Herr und Knecht, Gott und Teufel, Paradies und Hölle und für den Widerspruch des Menschen in sich. „Clowns kann man nicht nachmachen“, sagt Ciulli. „Das kann man nur sein und jeder Mensch hat sicher beide Clowns in sich.“

Die Inszenierung ist eine Koproduktion mit „Les Theatres De La Ville De Luxembourg“. Die Premiere von „Clowns 2 1/2“ ist am Donnerstag und Freitag, 10. und 11. Oktober, 19.30 Uhr, im Theater an der Ruhr. Bei der Matinee am Sonntag, 6. Oktober, 12 Uhr, führen Regisseur Roberto Ciulli und Dramaturg Helmut Schäfer bei einem Gespräch im Theater in das Stück ein. Der Eintritt ist frei.

Karten für die Premiere und nähere Informationen gibt es unter 599 01 88, www.reservix.de, www.theater-an-der-ruhr.de