Mülheim. Fotografie und neue Medien stehen im Fokus der Jahresausstellung der Mülheimer Künstler. 58 Kreative zeigen rund 120 Arbeiten im Kunstmuseum. „Damit sind die Künstler am Puls der Zeit, denn die Digitalisierung schreitet fort“, sagt Museumsleiterin Dr. Beate Reese.
Mit dem Fokus auf Fotografie und neue Medien beschließt die Jahresausstellung Mülheimer Künstler den Streifzug durch die vorherigen Genres mit Zeichnung, Malerei und Bildhauerei. Eine üppige Bandbreite mit 120 Arbeiten von 58 Künstlern macht eine neue Welt auf oder bewegt sich auf den Schnittstellen tradierter Kunst auf dem Weg dorthin. „Damit sind die Künstler am Puls der Zeit, denn die Digitalisierung schreitet fort“, sagt Museumsleiterin Dr. Beate Reese. Mit diesmal acht Kreativen mehr und einer Fülle eingereichter Arbeiten ist die Resonanz steigend.
Mit den schnellen Medien mit Film und Video, digitaler Fotografie und mit Bildbearbeitungsprogrammen am Computer hat sich das Spektrum der künstlerischen Möglichkeiten immens erweitert. Und wer den Stil von so manch einem Mülheimer Künstler auf den ersten Blick erkennt, wird verwundert sein, wie offen und experimentierfreudig sie mit der Technik neue kreative Perspektiven aufmachen. Neben dem angestammten Kreis gibt es sieben Neubewerber in der Ausstellung: Michael Cleff, Michael Kerstgens, Saskia Ketz, Sven Piayda, Peter E. Rytz, Sabrina Seppi und Diethelm Wulfert.
Ausstellung birgt so manche Überraschung
Die ungeahnten Dimensionen der technisch konstruierten, montierten und inszenierten Bilder kann den Betrachter aber schnell an der Nase herumführen: Ist die Szenerie nun real oder am Computer generiert? Erst auf den zweiten Blick wird die „konstruierte Wirklichkeit“ auf dem Foto mit dem Holzhaus samt lachendem Gesicht von Sven Piayda sichtbar. Mehrmals hingucken muss man auch bei den fotorealistisch wirkenden Aufnahmen aus der Stadt von Saskia Ketz: zwischen Schein und Sein. Gar schwebend wirkt die Arbeit aus Buchstabenketten von Corinna Krebber. Jo Guntermann hat gleich einen QR-Code als Verbindung zur digitalen Bibliothek der Unesco auf seiner Gerölllandschaft geschaffen.
Auch interessant
Ein Fingerzeig auf die Bedeutung der alten Techniken ist die interaktive Installation, die Gabriele Klages und Klaus Urbons entwickelt haben: Alte Negative auf Rollen und mit modernen Tablets, die im Zusammenspiel mit einem nostalgischen Microfiche-Lesegerät zeigen, wie sehr sich Blickwinkel und Wahrnehmung verändern. Mit informellen Strukturen setzt sich Diethelm Wulfert in Fotos auseinander, bei denen man gerissenes Leder bis in die letzte Ritze verfolgen kann. Dagegen hat Michael Kerstgens das Lebensgefühl der 1980er im Fokus und Peter E. Rytz inszeniert in einer Bilderfolge eine Theater-Performance.
Eine sehenswerte Ausstellung, die so manche Überraschung birgt und es viel zu entdecken gibt.