Mülheim.
Mit dem Titel „Supermarkt des Jahres 2014“ darf sich Edeka Kels an der Kleiststraße seit vergangener Woche schmücken. Gekürt wurde der Familienbetrieb in der Kategorie „von Selbstständigen geführte Märkte unter 2000 Quadratmetern“. Dass dieser Erfolg von der gesamten Mannschaft errungen wurde, betont Geschäftsführer Volker Kels (53) noch vor Beginn des Gesprächs . . .
Haben Sie Wahlwerbung gemacht, um „Supermarkt des Jahres“ zu werden?
Volker Kels: Wir haben schon andere wichtige Preise bekommen und brauchten keine Werbung zu machen. Kunden, die uns kennen, geben ein ehrliches Urteil ab. Aber dies ist tatsächlich die höchste Auszeichnung, die die Branche an Einzelunternehmen vergibt.
Kamen auch anonyme Testkäufer vorbei?
Kels: In der letzten Wettbewerbsrunde wurden die Läden noch mal auf Herz und Nieren geprüft. Dazu gehörten auch Besuche von Journalisten, die vor Ort gezielt Fachwissen abgefragt haben, etwa, ob es veganen Käse gibt. Außerdem wurden die Märkte so fotografiert, wie sie sind. Ungeschminkt.
Kurz zusammengefasst: Was zeichnet Ihren Markt aus?
Kels: Wir legen besonderen Wert auf Akkuratesse und bemühen uns, der sauberste Lebensmittelmarkt zu sein. Außerdem setzen wir schon seit jeher auf Frischwaren und regionale Produkte.
Seit wann sind Sie selber im Geschäft?
Kels: Seit 1984, als meine Eltern den zweiten Markt in Ratingen eröffnet haben, bin ich hier in Heißen allein verantwortlich.
Hat sich Ihre Kundschaft im Laufe der Jahre verändert?
Kels: Nicht die Kunden haben sich geändert, aber die Verzehrgewohnheiten. Inzwischen hat Tiefkühlkost die Dosen abgelöst, und frische Fertiggerichte sind immer mehr gefragt. Wir spüren auch, dass sich die Altersstruktur der Bevölkerung auf der Heimaterde verschiebt, die Menschen älter werden.
Reagieren Sie darauf?
Kels: Als wir den Mülheimer Markt 2009 umgebaut haben, wurde unser Bistro eingerichtet, um Sitzgelegenheiten zu schaffen. Inzwischen verkaufen wir täglich etwa 100 Mittagessen an ältere Leute. Der Markt ist ein wichtiger Treffpunkt.
Was kommt bei Ihnen zu Hause auf den Frühstückstisch?
Kels: Brötchen, ganz normal. Und ich bevorzuge Käse.
Versorgen Sie sich komplett im eigenen Supermarkt, oder gehen Sie auch mal auf den Markt oder zum Discounter?
Kels: Die normale Versorgung kommt von uns, aber wenn ich höre, dass ein anderer Markt gut ist, gehe ich dort schon mal probeweise einkaufen.
Der Chef möchte Vorbild sein im Familienbetrieb
Wurden beim Wettbewerb der Supermärkte auch die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter betrachtet?
Kels: Auf jeden Fall gab es Punkte für das Engagement der Unternehmen im sozialen Bereich. Und klar ist: Wenn Sie kein zufriedenes Team haben, bekommen Sie auch nicht die Zustimmung der Kunden.
Vor zweieinhalb Jahren gab es eine Auseinandersetzung zwischen Edeka Kels und einer Mitarbeiterin sowie der Gewerkschaft Verdi, die auch vor dem Arbeitsgericht geführt wurde. Strittig waren etliche Abmahnungen und unbezahlte Überstunden. Was ist aus dieser Sache geworden?
Kels: Das Gericht hat entschieden, dass die Forderungen unrichtig waren. Die Mitarbeiterin ist aber heute noch im Dienst. Normalerweise läuft es in unserem Familienbetrieb so: Wenn jemand Probleme mit mir oder Kollegen hat, wird darüber gesprochen. Die meisten arbeiten schon lange hier.
Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Sie?
Kels: Knapp hundert Leute.
Kennen Sie jeden mit Namen?
Kels: Ja. Ich kenne alle mit Vornamen und auch die Familien dahinter. Ich weiß sogar, wie ihre Kinder heißen.
Woher wissen Sie das?
Kels: Weil ich hier im Geschäft mehr Zeit verbringe, als es üblich ist.
Wenn eine Flasche Ketchup aus dem Regal fällt, wer wischt dann den Boden?
Kels: Wer am nächsten dran steht. Ich bekomme den Laden nur sauber, wenn ich Vorbild bin. Wenn Schnittlauch auf dem Boden liegt, bücke ich mich.
„Supermarkt des Jahres“: Auch Paschmann ist unter den Top 100
Die Auszeichnung „Supermarkt des Jahres“ wird verliehen von den Magazinen „Lebensmittel Praxis“ und „Meine Familie & ich“. Diesmal bewarben sich rund 500 Märkte in ganz Deutschland. Es gab Gewinner in vier Kategorien sowie zwei Sonderpreise.
Gewählt wird in zwei Schritten: Erst votieren Kunden für ihren Favoriten, woraus die Top 100 ermittelt werden. Zu diesem Kreis gehört 2014 ein weiterer Mülheimer Supermarkt: das E-Center Paschmann an der Mannesmannallee.
Letztlich entscheidet eine Fachjury aus Vertretern der Lebensmittelbranche.